Bilder des Himmels

von Friedhelm Meudt

 

Regelmäßig im letzten Schuljahr zeige ich den Schülern Christus-Bilder aus der Kunstgeschichte. Die jungen Leute (überwiegend die jungen Männer) finden die Malerei von Michelangelo am ansprechendsten. So wie Jesus und wie die Heiligen im Himmel dargestellt sind (z.B. auf dem berühmten Fresko vom Jüngsten Gericht), so ist auch heute wieder das Ideal dieser jungen Männer: Die Renaissance malte sie muskulös, durchtrainiert und jung. Genau das Ideal, was viele junge Männer ins Fitnessstudio treibt.

 

So ist der Himmel: ohne Anstrengung fit, glücklich, gesund, attraktiv und zufrieden sein. Ohne Hantelbank und Gewichtheben. Einfach so. Ein schöner Himmel. Und schöne Menschen – idealisiert, wie Michelangelo sie malte.

 

Bilder vom Himmel haben viele. Vielleicht ganz konkrete, vielleicht mehr abstrakte. Die Theologen neigen oft zum abstrakten Formulieren, wenn sie vom Himmel sprechen: Zufriedenheit, Glück, Leidfreiheit, Erfüllung. Alles schön und gut. Aber man darf es sich ruhig ausmalen, solang man dabei weiß: Das sind nur Bilder. Wir dürfen sie nicht eins zu eins für bare Münze nehmen, aber ausmalen dürfen wir uns das. Jesus jedenfalls macht Lust auf den Himmel und das Paradies.

 

Gerade deshalb ist das Christentum immer wieder kritisiert worden. Es sei zu konkret. Stelle sich die Sachen zu sinnlich vor. Das sei doch alles eine Einbildung. So einen Himmel gibt es doch gar nicht.

 

Das stimmt – es ist sehr konkret gedacht. Aber wenn ich Menschen leiden sehe, wenn ich sie sterben sehe, oft nach langem Krebsleiden, dann ist das eben auch ein sehr konkretes Bild vor Augen. Und da ist es gut, wenn wir Menschen ein Gegenbild haben. Eines, das uns gut tut. Wir wissen, dass es „nur“ ein Bild ist, ein Vergleich, ein Hinweis. Aber eben eine Hilfe.

 

Wenn jemand jämmerlich stirbt und ich mir mit ihm ausmalen kann, wie denn die Zufriedenheit bei Gott aussieht, wie denn der Himmel ist, dann hilft mir das und ihm. Und das ist kein naives sich etwas einreden, sondern ein Trost. Gott kann es uns noch viel schöner machen, als wir uns den Himmel zu träumen wagen.