Klinikseelsorger Christoph Kreitmeir über das Sterben
am 24.10.17 in Ingolstadt
Eine einladende Wohnung im Himmel
Klinikseelsorger Christoph Kreitmeir über das STERBEN
am 24.10.17 in Ingolstadt
Zwei Zwillinge im Mutterleib im Dialog. Der eine glaubt, mit der Geburt ist alles aus – der andere, ganz anders, meint, es geht weiter: Es gibt ein Leben nach der Geburt. Christoph Kreitmeir, geistlicher Autor und Seelsorger am Klinikum Ingolstadt, erzählte diese Geschichte, die von dem niederländischen Priester und Schriftsteller Henri Nouwen stammt, zu Beginn seines Vortrags über die Wirklichkeit des Todes .
Und mit dieser Geschichte, die er zuweilen auch Sterbenden erzählt, machte er deutlich: In unserer Skepsis und unserem Glauben an ein Leben nach dem Sterben sind wir ganz ähnlich, wie zwei Embryonen im Mutterleib, die sich ihre Gedanken darüber machen, was nach der Geburt so alles passiert.
Rund 40 interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer waren in den Dr.-Eck-Saal im Canisiuskonvikt gekommen, um mit dem Referenten dem Tod, dem keiner entrinnen kann, ins Gesicht zu schauen – denn allein so ist es möglich, die Angst vor ihm zu verlieren. Und so beklagte Kreitmeir denn auch, dass hierzulande die Menschen oft im Verborgenen sterben, in Südamerika oder Afrika sei das ganz anders. Da nimmt man sehr konkret Abschied von den Verstorbenen am offenen Sarg.
Hilfreich ist, auch davon ist Kreitmeir überzeugt, der Glaube an Gott – gerade der christliche. Doch muss man die Verheißungen Christi heute tiefer bedenken – vieles ist zur Routine geworden. Wenn der Gottessohn uns etwa verheißt, im Himmel für uns eine Wohnung zu bereiten – so bedeutet das nichts weniger, als dass er nach dem Tod auf uns wartet und uns in ein sauberes und einladendes Zimmer führt – und für uns die Heizung andreht. Das müsse man allerdings einmal mit der ganzen Existenz nachvollziehen.
Vieles von dem, was der Glauben uns verheißt über das Jenseits, ist in unserer Seele schon angelegt – so ist es der Seele möglich, Zeit und Raum zu überwinden in unseren Gedanken und Träumen und da sind wir dem Wesen von Ewigkeit schon ganz nah. Und auch unsere Sehnsüchte sind gerade hier grundgelegt, sie korrespondieren mit den verheißungsvollen Bildern, die uns in der Botschaft Jesus Christi offenbart sind.
Abschließend berichtete der Klinikseelsorger von einer schwerkranken Frau, die bei der ersten Strophe des Lieds „Segne du Maria“, aus einem Koma erwachte, die dritte Strophe mitsang und schließlich nach der letzten Strophe starb. Und so wurde deutlich: Die Verwurzelung in einem Glauben, der Vertrauen ist, scheint auch das Sterben leichter zu machen.
Text in KEB Ingolstadt: Raymund Fobes
Fotos: privat