Abschiedsmesse am Erntedankfest in Vierzehnheiligen


Zu seiner letzten feierlichen Abschlussmesse kamen am Sonntag, 02. Oktober 2016, rund 700 Gläubige in die Basilika Vierzehnheiligen, um von Pater Christoph Kreitmeir Abschied zu nehmen. 



P. Christoph verlässt das Franziskanerkloster am Obermain und wird im Kloster Frauenberg in Fulda mit neuen Mitbrüdern ein spirituelles Zentrum aufbauen. Seine letzte Predigt am Erntedanktag bewegte die Gottesdienstbesucher, die sich manche Träne aus den Augen wischten. Er ist beliebt, der fleißige Gärtner im Gottesgarten am Obermain. Und sie kamen aus allen Himmelsrichtungen, aus der Diözese Bamberg und aus den benachbarten Kirchenkreisen.

 

Zu Beginn der Messe überbrachte die Jugend der Obst- und Gartenbauvereine Grundfeld und Wolfsdorf Erntegaben, die sie vor dem reich geschmückten Hauptaltar niederlegten. Die Früchte des Gartens, mächtige Kürbisse, viele Brote und Getreideähren waren zusammengetragen. Darüber schwebte die kunstvoll geflochtene Erntekrone. Mit der Gestaltung des Altars brachten die Gläubigen zum Ausdruck, dass sie, neben der eigenen Arbeit, vor allem dem Schöpfer der Welt die Grundlage ihres Lebens verdanken. Sich an den Gaben zu erfreuen, dafür zu danken und sie schließlich miteinander zu teilen, darin zeigt sich: der Mensch ist gebunden an die Natur, an Gott und an die Menschen, mit denen er sein Leben auf dieser Erde teilt.

 

Dicht gedrängt standen die Menschen vor dem Gnadenaltar und in den Gängen und lauschten den Worten ihres Paters. So kennen sie ihn, den Franziskaner, den unbeirrbaren Glaubensverkünder, der elf Jahre lang Vikar, Hausökonom, Leiter des Wallfahrtsbüros, Lebensberater und Seelsorger war.

 

Zur Predigt stieg der Geistliche die Stufen zur Kanzel empor, von der nur bei besonderen Festtagen das Wort Gottes verkündigt wird. So konnten ihn alle sehen und er die große Schar der Gläubigen. Pater Christoph erinnerte sich an seine erste Predigt vor elf Jahren, die er heute und damals dem Matthäus-Evangelium entnahm: „Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war…“. Sein erster Eindruck von Vierzehnheiligen vor 11 Jahren war folgender: Als er mit Freunden den Staffelberg erwanderte, hatte er erlebt, wie ein Landwirt mit seinem Traktor ein abgeerntetes Feld bearbeitete. Obwohl seine Maschine viel Kraft besaß, tat sie sich beim Umpflügen des Ackers richtig schwer. Danach sah er die schwarze aufgerissene Scholle, das untergepflügte Stroh und roch den kühlen Duft von frischer Erde.

 

Wenn er mit diesem Gottesdienst zurückschaue, dann könne er sich nur wundern, was aus den anfänglich zaghaften Schritten geworden ist. „Ich habe viele Äcker durchpflügt, hatte auch mit vielen Steinen und Unkraut zu tun, ich fand aber einen echt wertvollen Schatz – die brüderlich spirituelle Seelsorge mit psychologischen Kenntnissen –  den ich in all den Jahren vergrößern durfte“, zog Pater Christoph Bilanz. Er habe erlebt, wie der Alltag ihn mürbe machen wollte, hatte wie jeder Mensch Enttäuschungen, Ernüchterung, Schmerzen, Krankheit und so manche Durststrecke erfahren. Aber durch das Wissen, dass es einen Schatz gibt, durfte er viele andere Schätze entdecken und heben. „Ich schulte meinen positiven Blick und fand so viel Schönes hier am Obermain. Eine große Dankbarkeit durchströmt meine Seele und gibt mir Kraft, nun an einem anderen Ort nochmals neu zu beginnen“, sagte der Franziskaner.

 

Pater Christoph richtete seinen Dank an alle, die ihn in Vierzehnheiligen begleitet hatten und fügte hinzu:

 

„Ich bin dankbar für meine Seele, die sich im Laufe der Jahre immer mehr zu dem herausgebildet hat, wofür sie hier auf Erden ist: Hoffnung leben, Positives sehen und benennen, Gutes tun, sich für andere einsetzen und sich dabei selbst nicht zu vergessen, an einen tieferen Sinn des Lebens zu glauben und aus dieser Kraft heraus zu leben und sich freudig zu engagieren.“

 

Nach dem Gottesdienst durfte er vor dem Franziskusaltar viele Gläubige persönlich verabschieden. Pater Christoph kam ihnen entgegen und näherte sich dabei immer mehr dem Antoniusaltar. Menschen, die etwas verloren haben, rufen diesen Heiligen an. Sie verlieren Pater Christoph, doch haben sie Vertrauen auf die Fürbitte des hl. Antonius, einen Seelsorger wie ihn wiederzufinden. 

 

Bilder und Text: Andy Welz, Obermain-Tagblatt