Buchempfehlungen


Der lange Weg in die Freiheit

 

Flor Namdar heißt eigentlich nicht Flor Namdar. Dies hat mit ihrer bewegten Biographie zu tun. Die Muslimin konvertierte zum christlichen Glauben und war dann fast 15 Jahre als Missionarin unter Kurden aktiv. Ihren langen Weg in die Freiheit beschreibt sie in dem Buch „Liebe statt Furcht“. Eine Rezension von Johannes Weil

 

Mit raschen Schritten und gesenktem Blick eilt Flor Namdar durch die Straßen Teherans. Sie flieht, weil sie Schande über die Familie gebracht hat – und das im Vielvölkerstaat Iran, der nicht gerade für seine liberale Gangart bekannt ist. Die Autorin des Buches „Liebe statt Furcht” hat die islamische Revolution und die politischen Umwälzungen hautnah erlebt. Wie sie in ihrem muslimischen Elternhaus ihr Heil im christlichen Glauben findet, beschreibt sie im bei Gerth Medien erschienen Buch.

 

Namdars Vater arbeitet beim Militär. Dadurch wechselt die Familie häufig den Wohnort. Die Autorin hat dadurch zwar eine behütete Kindheit, aber kein wirkliches Zuhause. In der Schule und in der Gesellschaft erfährt sie Ablehnung. Dazu kommt der religiöse Spagat im Elternhaus: Ihre weltoffene Mutter ist eine kurdische Sunnitin, der Vater ein tiefreligiöser Schiit.

 

Schande über die Familie

Diese religiöse und politische Gemengelage macht es für die Familie nicht einfacher. Aufgrund der politischen Situation muss die Familie fliehen. Namdar möchte gerne ihre Träume verwirklichen. Der Islam gibt ihr nicht die Antworten, die sie sich erhofft. Sie wehrt sich dagegen, einen fremden Mann zu heiraten, den sie nicht liebt.

 

Unter Androhung von Gewalt stimmt sie dennoch ihrer arrangierten Heirat zu. Sie bleibt in einer „absurden Ehe“ eine verzweifelte Fremde, schreibt sie. Ihr Mädchen, das sie zur Welt bringt, hat das „falsche Geschlecht“. Den Glauben an Allah hat sie da schon lange verloren. Sie fällt in ein Loch der Hoffnungslosigkeit und scheitert bei dem Versuch sich umzubringen.

In dieser Phase lernt sie einen Juwelier kennen, dem sie Fragen über den christlichen Glauben stellt. Namdar möchte einen Gott kennenlernen, der sie so liebt, wie sie ist. Sie betritt eine völlig neue Welt und kauft sich eine Bibel. Obwohl sie die Konsequenzen des Übertritts zum Christentum kennt und weiß, welche Schande dies für ihre Familie ist, wagt sie ihn trotzdem. In der eigenen Familie erfährt sie deswegen Ablehnung, Verachtung und Hass.

 

Ein Herz für Flüchtlinge

Über verschlungene Wege bekommt sie eine Arbeitsstelle bei der Bibelgesellschaft. Hier kann sie gefahrlos die Bibel studieren. Ihr dortiger Vorgesetzter wird so etwas wie ein väterlicher Freund. Ihr beruflicher Weg führt sie nach Deutschland. Die Mentalität der Deutschen ist ihr fremd. Namdar baut in Hamburg als Missionarin eine persische Gemeinde auf. Sie erlebt, wie sich von Jesus begeisterte Iraner taufen lassen. Mit ihnen kann sie in ihrer Muttersprache über und mit Gott reden.

 

Aber sie hat auch Phasen der Anfechtungen und der Zweifel: „Wir können nur darüber staunen und es dankbar annehmen“, freut sich die Autorin über die guten Zeiten. Auch in ihrer eigenen Familie erlebte sie die verändernde Wirkung des Glaubens, als einige Familienmitglieder auch Christen wurden. Namdar selbst möchte mit wachem Verstand, offenen Augen und Liebe im Herzen Gott folgen. Das Buch ist geprägt von der Liebe, die sie Flüchtlingen weitergeben möchte, weil sie bei ihnen auch eine Sehnsucht nach dem liebenden Vater im Himmel verspürt: „Ich will helfen, den geistlich Heimatlosen eine Heimat zu bieten, und Gott da dienen, wo er mich braucht.“ Diese Kraft, mit der sie die Gesellschaft verändern möchte, geht von dem Buch aus.

 

Eine wichtige Rolle im Leben der Autorin spielt dabei auch die Mutter. „Ihr habe ich es zu verdanken, Menschen mit Liebe zu begegnen: sie stand zu mir, auch wenn sie nicht mit allen meinen Entscheidungen einverstanden war, und sie schützte mich, als meine eigenen Verwandten mich anfeindeten“, schreibt die Autorin in der Rückschau. Am Anfang ist das Buch durch die Beschreibung der politischen Entwicklungen etwas zu aufgebläht. Danach wird der Leser mitgenommen in eine spannende Lebensgeschichte mit vielen Höhen und Tiefen.

 

Namdars Lebensgeschichte lässt erahnen, wie folgenschwer eine Konversion vom Islam zum Christentum ist. Im letzten Kapitel verknüpft die Autorin ihre bedrohlichen und beängstigenden Erlebnisse mit der aktuellen Situation der Flüchtlinge. Für den Umgang mit den Flüchtlingen heute sei es wichtig, sich Jesus als Richtschnur zu nehmen. Er könne die Kraft geben, Dinge und sogar Menschen zu verändern. Sie ruft Christen in Deutschland auf, sich nicht auf politische Debatten über Flüchtlinge zurückziehen, sondern aktiv auf die Menschen zugehen, die hierher kommen. Es ist zu wünschen, dass von dem Buch Impulse ausgehen, sodass aus Furcht Liebe wird. (pro)

 

(Flor Namdar, Liebe statt Furcht, 256 Seiten, 17 Euro, Gerth Medien, ISBN 9783957341938)


Eric-Emmanuel Schmitt zu diesem Buch:

 

"Als Kind war ich oft in Krankenhäusern. Nicht, dass ich oft krank gewesen wäre: ich begleitete meinen Vater, der Kinder betreute. Als Krankengymnast arbeitete er in Kinderkliniken, Heimen für körperlich und geistig Behinderte und in Häusern für Stumme und Taube.

Als ich die ersten Male dabei war, hatte ich noch Angst, eine Angst, die mich reflexartig überkam. Angst vor Kindern, die anders sind. Angst vor der Krankheit, die sie dazu zwang ihre Zeit in unpersönlich eingerichteten Zimmern zu verbringen.

"Ist das ansteckend?"

"Ich würde dich nicht mitnehmen, wenn es für dich gefährlich wäre", antwortete mein Vater.

Nicht sonderlich beruhigt, lernte ich Jungen und Mädchen kennen, mit denen ich mich im Laufe der Zeit anfreundete.

Und an der Hand meines Vaters genoss ich eine sonderbare Erziehung. Ich bewegte mich in einer Welt, wo das Normale nicht die Norm war, einer Welt, wo die Krankheit als gewöhnlich galt und eine gute Gesundheit als außergewöhnlich, einer Welt, woraus einige Bewohner einfach verschwanden, nicht, weil sie heimgegangen waren, sondern weil die Krankheit sie mit sich fortgerissen hatte.

Sehr bald war mir der Tod nahe, wie der Junge von nebenan, war mir zugänglich geworden, einer, der um uns herumstreicht, bevor er zubeißt. Im Gegensatz zu vielen Kindern – und Erwachsenen – glaubte ich bald nicht mehr daran, dass ich unsterblich sei [...]

So ist das Buch Oskar und die Dame in Rosa entstanden. Man könnte es vielleicht mit diesem Gedanken beschreiben, der mich sehr geprägt hat: Wichtiger als zu genesen ist es zu lernen Krankheit und Tod zu akzeptieren."

 

Diese Erfahrung verarbeitete Eric-Emmanuel Schmitt in der Geschichte über einen leukämiekranken Jungen, der nur noch wenige Tage zu leben hat, aber sich seine Lebensfreude bis zuletzt bewahrt, indem er dem Rat einer älteren Krankenschwester folgt und jeden Tag so intensiv erlebt, als handele es sich um eine Zeitspanne von zehn Jahren.


In beiden hier aufgelisteten Büchern habe ich

jeweils selbst einen Beitrag geschrieben.


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