Predigt an Christi Himmelfahrt, Lj. A - 2023

(Lesung: Apg 1, 1-11; Evangelium: Mt 28, 16-20)

 

Der Himmel, unsere letzte große Sehnsucht ?

 

Seit die Jünger Christi bei der Himmelfahrt des Herrn zum Himmel blickten, hat sich am Himmel einiges getan: Unsere Zeit hat ihn entzaubert. Und nicht nur ihn ... auch unseren Glauben ... eigentlich irgendwie alles ... „Gerade am Himmelfahrtstag spüren viele mehr oder weniger schmerzlich den Abschied vom Kinderglauben. Meist ist dieser Schmerz vernarbt. Nur bei Schicksalsschlägen sind wir innerlich wetterfühlig und sehnen uns nach echtem Trost.“ (Klaus Ketelhut)

 

Gläubige Christen fragen sich am Hochfest Christi Himmelfahrt: Wohin geht die Reise denn wirklich, wenn wir Jesus dorthin, wo er aufgenommen wurde, folgen wollen?

 

Die Bilder der Bibel vom Reich Gottes sind spärlich. Sie zeigen kein Zielfoto. Jesus malt für die Hungernden ein Gastmahl, für die Armen einen Schatz im Acker, für die Einsamen ein Hochzeitsfest. Er spricht vom Sauerteig und vom Senfkorn: lauter Bilder vom Anfang, in dem etwas beginnt – aber keines vom Ende. Es gibt kein Foto und keine Übertragung vom Himmel.

 

Und die Bilder von Jesus sprechen uns heute nicht mehr alle an. Was fangen Satte noch mit einem Gastmahl an. Die Perle finden wir beim Juwelier. Geld macht's möglich. Wir suchen auch keinen Schatz im Acker. Bleibt überhaupt noch etwas übrig, das wir nicht schon von diesem Himmel auf Erden hätten?

 

Offene Fragen tragen wir alle mit uns. Ja, wir wünschen uns schon die eine oder andere Antwort. Auch die Erfüllung von Wünschen, von denen wir spüren, dass unsere Welt sie nie erfüllen wird. Und manchmal haben wir Ahnungen von Glücksgefühl und Freude und von Geborgenheit, die uns wie ein Vorgeschmack des Himmels vorkommen.

 

Haben wir nicht alle Sehnsucht nach dem dauerhaften Glück und den Wunsch nach grenzenloser Freude? Dass wir nach allem Auf und Ab unseres Lebens gut ankommen bei unserem Schöpfer, dass wir endlich einmal Wärme, Liebe und Freude im Übermaß haben: der Himmel als letzte große Sehnsucht des Menschen.

 

Alles beginnt mit der SEHNSUCHT, so dichtete Nelly Sachs einmal:

 

„Alles beginnt mit der Sehnsucht,

immer ist im Herzen Raum für mehr,

für Schöneres, für Größeres.

Das ist des Menschen Größe und Not:

Sehnsucht nach Stille, nach

Freundschaft und Liebe.

Und wo Sehnsucht sich erfüllt,

dort bricht sie noch stärker auf.

Fing nicht auch deine

Menschwerdung Gott,

mit dieser Sehnsucht nach dem

Menschen an ?

So lass nun unsere Sehnsucht damit

anfangen,

dich zu suchen,

und lass sie damit enden,

dich gefunden zu haben.“

 

Der auferstandene Christus hat segnend Abschied von seinen Jüngern genommen. Segen bedeutet vor allem auch Lebensfülle und Lebenskraft. Anfang und Ende in Jesus Christus und wieder neuer Anfang, denn die Sehnsucht nach IHM und nach dem HIMMEL lässt uns aktiv und hoffnungsvoll unser Leben gestalten. In seiner Nähe, mit seiner Nähe, die wir im Herzen tragen dürfen. Dann kommt Sinn und Ziel in unser Leben und der Weg zum Himmel ist frei. Amen.