Predigt zu Neujahr 2017


„Der Herr segne dich und behüte dich!“ – so hieß es in der 1. Lesung.

 

Von Gott gesegnet sollen wir selbst ein Segen für andere sein. Im Namen Gottes sollen wir einander segnen und darauf vertrauen, dass Gott uns schützend und helfend nahe ist. Das passt sehr gut an den Anfang eines neuen Jahres. Gottes Segen begleitet uns auch durch dieses Jahr 2017.

 

Diese Aussage ist keine leere Floskel, sondern sie will uns Gewissheit geben, dass wir das Eigentliche in unserem Leben nicht alleine machen müssen. Der gläubige Mensch weiß sich begleitet, getragen, getröstet und gestärkt durch die Nähe Gottes.

 

Heute ist nicht nur der Beginn des neuen Jahres, für gläubige Katholiken ist heute auch das Hochfest der Gottesmutter Maria. Dieses Fest schließt nun die acht Tage der Weihnachtsoktav ab. An Weihnachten haben wir die Überzeugung gefeiert, dass Gott uns in Jesus Christus nahegekommen ist.

 

„Weihnachten ist das Fest der Nähe Gottes“ und dies will ich uns noch einmal in Erinnerung rufen. Wer aus dem Glauben lebt, dass Gott ihn in ALLEM begleitet, der lebt anders als der, der dies nicht glauben kann. Der auf Gott und seine Nähe Vertrauende kann leichter mit Unsicherheiten und Schwierigkeiten, mit Abschieden und Neuanfängen umgehen. Der auf Gott und seine Nähe Vertrauende wächst in einer Tugend, die heute überlebenswichtig geworden ist: die Zuversicht.

 

Laut Duden „ist Zuversicht das feste Vertrauen auf eine positive Entwicklung in der Zukunft, auf die Erfüllung bestimmter Wünsche und Hoffnungen“. Die Zuversicht lebt aus der Erfahrung des Getragenwerdens und aus der Kraft der Hoffnung, die ihr Gesicht in die Sonne hält, damit die Schatten hinter sie fallen können. Die gläubige Zuversicht ist geprägt von der Erfahrung der Gottesfreundschaft durch Dick und Dünn.

 

Immer wieder muss ich leider erfahren, dass nicht wenige Christen gar nicht so recht wissen, was sie glauben. Ihr Glaube ist oft nur ein morsches Gerüst, das dann zusammen zu brechen droht, wenn die Schwierigkeiten des Lebens daran rütteln. Ab und zu darf ich aber auch erfahren, dass es Mitchristen gibt, die nicht nur wissen, was sie glauben, sondern die auch in einer konkreten Gottesbeziehung stehen und daraus leben.

 

Die Beziehung zu Gott ist ähnlich wie die Beziehung zu einem guten Freund, zu einer guten Freundin. „Friendship is a work of heart – Freundschaft ist Herzensarbeit“. Wieviel lasse ich Gott an meinem Leben teilnehmen, wieviel davon – die schönen und die schweren Anteile – teile ich wirklich mit ihm. Rede ich mit ihm, höre ich ihm zu?

 

Das von mir Beschriebene nennt man seit alters her Beten: Beten ist das Reden mit Gott. Beim Beten erfährt man mehr über Gott, mehr über sich, mehr über das Leben. Man erlebt Hilfe, Antwort, Trost und tiefe Freundschaft mit Gott. Beten mag anfangs ungewohnt sein, aber es ist ein kostbarer Schatz, den jeder finden kann.

 

Maria, deren Hochfest wir heute am ersten Tag des neuen Jahres feiern, ist ein Vorbild der Gottesfreundschaft und der gläubigen Zuversicht. Was auch immer in ihrem Leben auf sie einströmte, sie konnte es nicht nur bewältigen, sondern daraus heilend Heiliges werden lassen, weil sie in lebendiger Beziehung zu Gott lebte. Maria lebte eine ganz besondere Beziehung zu Gott ...

 

Am Anfang eines neuen Jahres werden uns nicht die gemachten Vorsätze weiterbringen, sondern das Eigentliche in unserem Leben. Was ist das? Folgender Text von Ulrike Krezdorn will uns hier auf die Spur zum Eigentlichen bringen:

 

„Eigentlich …

… soll im neuen Jahr manches besser werden …

… mehr Zeit für die Familie …

… weniger Zigaretten …

… mehr Sport …

 

Eigentlich wüsste man ja, was am eigenen Leben noch ausbaufähig wäre – wenn da nicht immer wieder die Wirklichkeit dazwischenkäme …

 

Gerade in diesem „Eigentlich“ liegt das Wichtige:

Nur wenn ich weiß, was das „Eigentliche“ ist, nach dem ich mich sehne,

habe ich ein Ziel, das den Aufbruch lohnt.

 

Nur wenn ich das „Eigentliche“ meines Lebens kenne, ahne ich,

dass es noch mehr gibt als das, was ich jeden Tag erlebe.

 

Was ist das „Eigentliche“ meines Lebens?“

 

Für mich ist das „Eigentliche“ meines Lebens die Zusage der Nähe Gottes vom ersten bis zum letzten Tag des neuen Jahres, die Zusage der Nähe Gottes vom ersten Tag bis zum letzten Tag meines Lebens. Für mich ist „Eigentliche“ meines Lebens die Zusage der Nähe Gottes in den Zeitläuften der Weltgeschichte, so dunkel sie sich auch manchmal zeigen.

 

Wer sich am Anfang des neuen Jahres vertrauensvoll, zuversichtlich und gläubig-hoffend auf die Zusage der Nähe Gottes ausrichtet, der wird nicht nur nicht enttäuscht werden, nein, der wird aus einer persönlichen Freundschaftsbeziehung zu Gott leben können, die Halt, Trost und Kraft schenkt.

 

„Mit Gott fang an, mit Gott hör auf, das ist der rechte Lebenslauf.“ Lassen Sie uns neu dem Leben trauen, weil Gott es mit lebt (nach Alfred Delp SJ). Die Gottesmutter Maria zeigt uns, dass es sich lohnt. Amen.