Predigt am 4. Sonntag i. Jkrs., Lj. A – 2017


(Lesung: 1 Kor 1, 26-31; Evangelium: Mt 5, 1-12a)

 

Unzählige Stimmen dringen Tag für Tag auf uns ein:

Mach dies, tu das, verhalte dich so, so ist es richtig ... 

Unzählige Ratschläge und Empfehlungen ...

Aber was gilt wirklich? Wofür lohnt es sich zu leben?

Was ist – wenn es darauf ankommt – die richtige Richtung?

 

Wir haben soeben das Grundprogramm Jesu gehört: die Seligpreisungen. Vielleicht ist bei Ihnen die eine oder andere Sehnsucht geweckt worden. Ach ja, schön wäre es schon, wenn es so wäre ... ABER ...

 

Aber Jesus – wie weltfremd bist du denn?

Ich will Dir mal sagen, wie es bei uns Menschen zugeht:

 

Glücklich ist, wer viel Geld hat, eine dicke Rente oder Pension ...

Glücklich ist, wer ein dickes Fell hat ...

Glücklich ist, wer sein Gesicht nie verliert...

Glücklich ist, wer oben ist...

Glücklich ist, ...

Ach, ich könnte das weiterführen und wenn ich die Gesichter der sog. Reichen und Schönen sehe, der Mächtigen wie Putin, Erdogan, Trump und anderer ... sind sie wirklich glücklich ... selig?

 

Jesus, vielleicht bist du doch nicht so weltfremd mit deinen Seligpreisungen... Vielleicht sind sie wirklich ein Medikament für die kranken Seelen, für die kranke Welt.

 

Auch in unserem reichen Deutschland geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Die Angst geht um, vor allem vor Abstieg, vor sozialem Abstieg ... und wenn du fällst, was sehr schnell gehen kann, dann bist du verraten, verratzt, verloren ... Von wegen Seligkeit der Armen ... oder doch?

 

Es mag bei uns die Frage aufkommen: Was kann so seligmachend und schön sein, wenn wir arm sind und gewaltlos leben, wenn uns Trauer und Schmerz niederbeugen, wenn wir ungerecht behandelt werden? Diese Situationen sind doch negativ und zerstören jede Freude am Leben. Wie können wir die Freude und Seligkeit erfahren, von denen Jesus spricht? Wie geht das? Klingt etwas zwischen den Zeilen mit? Was ist der Grundton, den es zu verstehen gilt?

 

Die Seligpreisungen Jesu sind nicht irgendwelche Empfehlungen oder Ratschläge. Sie bringen zum Ausdruck, was Gott mit uns Men­schen vorhat und wie ER sich unser Zusammenleben vorstellt.

 

Seligkeit? Ein altes Wort, aber es birgt in sich, was unser Leben hält, was unser Leben reich macht, was uns glücklich – macht.

 

Die Jünger kannten Jesus. Sie hörten schon länger, was er redete und sahen, was er tat. Sie wussten, dass er nur Gutes vollbrachte und erkannten in ihm Gottes Menschenliebe und Erbarmen. In den Seligpreisungen formulierte er den Lebensstil Gottes.

Jesus lud ein, selig zu werden, indem man inmitten der äußerlich schwierigen Lage an die grenzenlose Liebe des Vaters im Himmel glaubt, der sich sogar um die Spatzen auf dem Dach und alle Haare auf unserem Haupt kümmert und somit erst Recht um unser Wohlergehen.

 

Dieser Vater im Himmel hat uns seinen Sohn geschenkt, der uns heute sein Grundprogramm als Lebenshilfe schenkt, als Rezept, trotz allem glücklich und zufrieden zu werden.

 

Manchmal komme ich mir so richtig armselig vor,

nichts mag mir gelingen, die passenden Worte fallen mir nicht ein,

ständig werde ich übergangen, ich fühle mich leer und erschöpft.

 

Jesus sagt:

Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.

 

Manchmal bin ich wie gelähmt. Eine tiefe Traurigkeit ergreift mich.

Jeder Schritt wird zur Qual. Ich meide jeden Kontakt.

Jedes Gespräch wird zur Last.

 

Jesus sagt: Selig, die traurig sind; denn sie werden getröstet werden.

 

Manchmal bekomme ich eine Wut.

Meine Interessen werden mit Füßen getreten,

niemand fragt mich nach meinen Wünschen.

Ich soll funktionieren und parieren.

Ich kann die Spannung kaum aushalten.

 

Jesus sagt: Selig, die keine Gewalt anwenden;

denn sie werden das Land erben.

 

Manchmal spüre ich, wie sehr ich auf ein gutes Wort angewiesen bin,

ein Wort der Anerkennung, ein Wort der Ermutigung,

ein Wort der Wertschätzung,

eine Seligpreisung, die mir Kraft gibt zum Leben.   (Thomas Kleine)

 

Jesus hat uns sein Grundprogramm als Lebenshilfe geschenkt, als Rezept, trotz allem glücklich und zufrieden zu werden. So langsam ahne ich es ... Echtes Glück, echte Zufriedenheit, echte Seligkeit wurzelt in dem tiefen Vertrauen ins Leben und in Gott. Die Seligpreisungen haben die Kraft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und schenken uns einen langen Atem beim Versuch, in einer Welt des Egoismus und der Gewalt anders zu leben:

 

Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter.

Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer.

Menschen, die aus dem Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht.

(Lothar Zenetti)