Predigt am 3. Fastensonntag, Lj. A – 2017

(Lesung: Röm 5, 1-2.5-8; Evangelium: Joh 4, 5-42)


Gespräche der Sehnsucht, die verändern ...

 

Jeder Mensch macht in seinem Leben die Erfahrung, dass früher oder später die Langeweile und der ewig gleiche Trott anklopfen, in die Seele eindringen, sich einnisten und sich breitmachen.

 

Jeder von uns hat gelernt, mit dieser Grunderfahrung des Lebens umzugehen: mal besser, mal schlechter.

 

Immer das Gleiche, immer wieder aufstehen, sich um Nahrung kümmern, die gleichen Handgriffe tun, fremde Erwartungen erfüllen, eigene nicht selten hintanstellen. Sehnsucht verspüren, Sehnsucht verraten, ab und an ein kleines Abenteuer ... aber im Großen und Ganzen: the same procedure as every year. Das Leben wird dabei langweilig, leer und schleppt sich dahin.

 

Die Sehnsucht ist eine Gabe, die uns geschenkt wurde. Wie ein Wecker erinnert sie uns ab und zu daran, dass es da doch noch mehr in unserem Leben geben müsste. Die Sehnsucht will uns aufwecken und wachhalten.

 

Jesus kommt heute wie die Stimme der Sehnsucht in das Leben einer Samariterin, die am Jakobsbrunnen um die Mittagszeit Wasser schöpft. Sie macht dies zu einer im Orient ungewöhnlichen Zeit – zur Mittagshitze. Das hat wohl einen Grund. Ihr Leben war bisher ein verworrenes, fünf Männer hatte sie schon, blieb dabei aber innerlich unbefriedigt. Deshalb vermeidet sie wohl die Begegnung mit anderen Menschen, die ebenso wie sie jeden Tag am Brunnen Wasser holen kommen. Die Leute reden über einen ... und meistens nicht gut.

 

Ein Brunnen im Orient war ein Treffpunkt wie es heute v.a. das Internet mit all seinen Möglichkeiten geworden ist. Jesus ist zur Mittagshitze am Jakobsbrunnen und tritt wie die Stimme der Sehnsucht in das Leben dieser Frau ...

 

Manchmal können wir im täglichen Einerlei unseres Lebens solche Aufweckmomente unserer Sehnsucht erleben: Ein Lied im Radio, ein beiläufig gelesener Text, ein Anruf, eine Mail, eine WhatsApp oder andere Nachricht via moderner Medien.

Palimpalim ... es läutet, piepst und meldet sich ... die Möglichkeit, den Alltag zu durchbrechen.

 

Im Gespräch mit Jesus geht es nicht um das tägliche Wasser, das wir als Nahrung brauchen, es geht um das „Wasser des Lebens“, das aus ganz anderen Quellen hervorsprudelt und nicht mehr versiegt. Das Gespräch zwischen Jesus (jüdischer Mann) und der Samariterin (Frau) – seit Generationen verfeindeter Völker – führt immer mehr zu einer echten Begegnung, die nach innen, ins Zentrum führt, dorthin, wo die wirklich wichtigen Lebensfragen liegen. Das Interesse aneinander, die Dichte des Gespräches berührt beide gleich, die Frau und auch Jesus. Sie schöpfen aus dem Brunnen ihrer Seelen, steigen dorthin hinab, wovor man Angst hat und finden die Quelle, die ewiges Leben schenkt.

 

Die Quelle wird freigelegt, das Lebenswasser kommt ins Fließen, Vorurteile werden überwunden, Heilung und Heil bricht sich Bahn. Die Frau wird immer freier und freimütiger, sie eilt ins Dorf, erzählt von diesem besonderen Mann am Brunnen und „viele Samariter aus jenem Ort kamen zum Glauben an Jesus auf das Wort der Frau hin ...“.

 

Wer den Weg nach Innen und echte Begegnungen nicht scheut, der wird mehr und mehr von innen heraus gesund, frei und stimmig. Die Menschen werden fragen: was ist mit dir passiert? Und dann wird es aus dem befreiten Menschen heraussprudeln ... und Wirkung haben.

 

JESUS ist die Quelle und das Licht unseres Lebens. Gott sei Dank!

Paulus hatte dies auch erfahren und seine Worte aus der heutigen Lesung sprudeln gleichsam aus ihm heraus und haben auch für uns Heutige immer noch eine Kraft, die uns auf diese „Quelle des Lebens“ neugierig macht: „Gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. Durch ihn haben wir auch den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und rühmen uns unserer Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.“

 

Der innere See

 

Wenn es auch

außen brodelt

und stürmt

und wogt,

wenn die

Ereignisse

sich überstürzen,

die Katastrophen dräuen

und die Depression

anklopft,

dann ist,

trotz allem,

tief innen

in mir

ein klarer,

ruhiger See,

aus dem ich

schöpfe:

Mut und Hoffnung,

Zuspruch

für andere -

und ein stärkendes Wort.

 

(Aus: Ilse Pauls, Der innere See. Internationaler Literatur- und Lyrik-Verlag, Wien 1993)