Ein blaues Wunder erleben


 

Ein blaues Wunder erleben

 

Wir haben es verlernt, uns zu wundern.

Wir können auch nur noch selten

wirklich staunen.

Die technischen Möglichkeiten im Alltag versetzen uns in die Lage, Wissenslücken zu schließen, Rätselhaftes zu entschlüsseln und Geheimnisse zu entzaubern.

Wir haben keine Zeit mehr für das Nachdenken nur um des Denkens willen

und keine Geduld, Dinge zu beobachten, Veränderungen und Entwicklungen wahrzunehmen

und Schlüsse daraus zu ziehen.

 

Es bleibt wenig Platz

für Magisches und Mystisches. 

 

Wir haben es verlernt, uns zu wundern und darum erleben wir auch keine Wunder mehr.

Wir nehmen das Wunderbare nicht mehr wahr, das Besondere im Alltäglichen.

So ist der blaue Strauch,

der seine unzähligen Blüten

erst in der Herbstsonne öffnet,

schon ein Wunder für sich.

Dutzende von Bienen und Hummeln verrichten hier ihre tägliche Arbeit,

emsig und in friedlichem Nebeneinander. 

Sie haben hier ihre Welt,

folgen ihrem inneren Bauplan

und brauchen keine

modernen Kommunikationsmittel,

um zu wissen,

wann etwas wie und warum zu tun ist.

 

Ich lasse mich staunend

auf dieses grandiose Schauspiel ein,

höre das Summen,

bewundere den Fleiß

und die Gewandtheit der Insekten

und erlebe ein kleines, blaues Wunder

direkt vor meiner Haustüre. 

 

(Ingeborg Hamisch)