Predigt am Fest Taufe des Herrn 2017


Im eben gehörten Evangelium von der Taufe Jesu am Jordan durch Johannes den Täufer gibt es viele wichtige Punkte, über die sich ein Prediger Gedanken machen kann und die er dann an die Gläubigen weitergeben will.

 

Ich möchte folgendes herausgreifen und etwas bedenken, da es mir heute – so zeigen mir meine Erfahrungen als Seelsorger und Lebensberater – wichtig erscheint, sich damit zu beschäftigen: das Angenommensein.

 

Kaum als Jesus getauft und dem Jordanfluss entstiegen war, da passiert etwas Wundersames, das bis heute gläubige Menschen aufhorchen lässt: Der Himmel öffnete sich und der Geist Gottes kam wie eine Taube auf Jesus herab und eine Himmelsstimme sprach: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“

 

Jesus wird in der Taufe von Gott voll angenommen, in seinem Auftrag bestätigt und – das scheint mir menschlich gesehen das Wichtigste zu sein – durch Zuwendung und Angenommensein bekräftigt. Ihm wird eine Kraft, die Kraft Gottes zugesprochen.

 

Das Gefühl, angenommen zu sein, ist ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen. Fast jeder Mensch sehnt sich danach, dazuzugehören, akzeptiert und geschätzt, ja letztlich geliebt zu werden. Ohne diese Erfahrung verkümmert der Mensch innerlich und äußerlich. Wird einem aber immer wieder signalisiert, dass es gut ist, dass man da ist, dass man so, wie man ist, gut ist, dann kann das Kräfte freisetzen, von denen man gar nicht wusste, dass man sie hat.

 

Das echte und liebevolle Angenommenwerden durch andere, v. a. auch durch Menschen, die einem wichtig sind, heilt Selbstzweifel und mangelnde Selbstannahme. Wer sich äußerlich und v. a. innerlich angenommen und geliebt weiß, der ist nicht nur lebenstüchtig, sondern auch fähig, wiederum andere zu stärken.

 

Im Umgang mit Menschen und auch Christen entdecke ich immer wieder, dass vielleicht vom Kopf her das Wissen da ist, „ich bin von Gott geliebt“, aber im Inneren ist es nicht angekommen. Deshalb ist vieles, was Christen reden und tun letztlich auch kraftlos, weil es nicht aus dem Innern kommt, weil es nicht aus einer existentiellen Erfahrung geboren wurde, wie „Ich bin o.k.“. Dieses „Ich bin o.k.“ ist die Grundlage jeder Selbstakzeptanz. Und diese ist wiederum die Grundlage dafür, dass man andere akzeptieren, annehmen, ja sogar lieben kann. „Liebe deinen Nächsten wie DICH SELBST.“ „Ich bin o.k. – Du bist o.k.“

 

Wer einmal in seinem Leben erfahren hat, dass er ohne Wenn und Aber bedingungslos geliebt wurde, der wird das Gefühl, das dadurch freigesetzt wird, nie mehr vergessen: Wärme, Weite, Freiheit, Kraft, Zuversicht ...

 

Der Himmel öffnet sich gleichsam, der Geist und die Kraft Gottes kommen auf einen herab und eine Stimme sagt: „Ich bin Gottes geliebtes Kind, an dem ER Wohlgefallen hat.“

 

Bei Gott und von Gott her gilt wirklich: Du bist angenommen, kostbar und unendlich geliebt, so wie du bist. Du musst dir nichts durch Leistung verdienen. Dein Wert kommt von woanders her...

 

Viele Verheißungen aus der Bibel sprechen von diesem unbezahlbaren Wert jedes einzelnen Menschen, der in der Gottesebenbildlichkeit und Gotteskindschaft beruht. Ich möchte hier nur ein paar wenige nennen:

 

- du bist wunderbar gemacht (vgl. Ps 139,14)

- du bist teuer, wertvoll und geliebt (vgl. Jes 43,4)

- du bist so geliebt, dass Gott für dich seinen Sohn gab (vgl. Joh 3,16)

- du bist ein Kind Gottes (vgl. Joh 1,12; Eph 1,5)

- du bist Gottes Freund (vgl. Joh 15,15)

- du bist ein Glied am Leib Christi (vgl. 1 Kor 12,27)

- du bist erlöst und dir ist vergeben (vgl. Kol 1,14)

 

Wenn wir diese Sätze nur lesen oder mit einem skeptischen „Aha“ hören, dann ändert sich nichts. In der Psychologie nennt man solche Sätze „Affirmationen“. Sie wollen in die Ichform gebracht und immer wieder wiederholt werden, bis sie vom Kopf ins Herz gehen, bis sie einem zu Fleisch und Blut werden.

 

Ganz konkret: Nehmen wir nun jeden dieser Sätze und sprechen ihn in der Ich-Form laut aus:

 

- ich bin wunderbar gemacht

- ich bin teuer, wertvoll und geliebt

- ich bin so geliebt, dass Gott für mich seinen Sohn gab

- ich bin ein Kind Gottes

- ich bin Gottes Freund / Freundin

- ich bin ein Glied am Leib Christi

- ich bin erlöst und mir ist vergeben

 

Wer dies einübt, der wird im Laufe der Zeit durch Gottes Wort wirklich von Innen heraus verändert und lebendig gemacht. Denn Gottes Wort hat große Kraft, es führt aus, wozu es Gott ausgesandt hat (vgl. Jes 55, 11).

 

Wer sich Innen und Außen angenommen und geliebt fühlt, der wird glücklicher, zufriedener, engagierter und wirklich liebesfähig. Die erfahrene Liebe gibt er dann gerne weiter.

 

Immer wieder wiederholen, Ruminatio – Wiederkäuen: „Ich bin Gottes geliebtes Kind, an dem Gott Wohlgefallen hat.“ ... „Ich bin Gottes geliebtes Kind, an dem Gott Wohlgefallen hat.“ ... „Ich bin Gottes geliebtes Kind, an dem Gott Wohlgefallen hat.“ ... und der Groschen wird einmal fallen ... Amen.