Predigt in der Christmette, Lj. A – 2019

(Erste Lesung: Jes 9, 1-6; Zweite Lesung: Tit 2, 11-14; Evangelium: Lk 2, 1-14)


Es wird so viel Theater um Weihnachten herum gemacht, dabei braucht Weihnachten vor allem Einfachheit, Besinnlichkeit und dann innere Freude.

Weihnachten ist DAS Fest der Zeichen und Symbole. Und auch, wenn uns das oft nicht oder nicht mehr bewusst ist, so weisen doch die einzelnen Zeichen, die mit dem Weihnachtsfest zu tun haben, im Letzten auf den hin, dessen Geburtsfest wir feiern: auf Jesus.

 

Und genau aus diesem Grund möchte ich heute zwei Gegenstände in die Mitte meiner Weihnachtspredigt stellen, die uns in dieser Zeit begegnen, meist aber nicht richtig beachtet werden: Der Strohhalm, aus dem so wunderbare Strohsterne gemacht werden können, wie sie unseren Christbaum schmücken und eine Christbaumkugel, die fast jeden Christbaum schmückt.

 

Mit einer kleinen Geschichte über einen Strohhalm möchte ich beginnen.

 

Nur ein Strohhalm (https://www.christoph-kreitmeir.de/spirituelles/bildmeditationen/nur-ein-strohhalm/)

 

Die Hirten sind gekommen und dann wieder gegangen. Vielleicht haben sie damals Geschenke mitgebracht, aber gegangen sind sie mit leeren Händen. Ich kann mir aber vorstellen, dass vielleicht ein Hirte, ein ganz junger, doch etwas mitgenommen hat von der Krippe. Ganz fest in der Hand hat er es gehalten. Die anderen haben erst nichts gemerkt.

Bis auf einmal einer sagte: "Was hast du denn da in der Hand?"

"Einen Strohhalm" sagte er, "einen Strohhalm aus der Krippe, in der das Kind gelegen hat."

"Einen Strohhalm!", lachten die anderen, "das ist doch Abfall. Wirf das Zeug weg!" Aber er schüttelte nur den Kopf. "Nein", sagte er, "den behalte ich. Für mich ist er ein Zeichen, ein Zeichen für das Kind. Jedes Mal, wenn ich diesen Strohhalm in der Hand halten werde, dann werde ich mich an das Kind erinnern und daran, was die Engel von ihm gesagt haben." 

 

Und wie ist das mit dem kleinen Hirten weitergegangen?

 

Am nächsten Tag, da fragten die anderen Hirten ihn: "Hast du den Strohhalm immer noch? Ja? Mensch, wirf ihn weg, das ist doch wertloses Zeug." Er antwortete: "Nein, das ist nicht wertlos. Das Kind Gottes hat darauf gelegen." "Na und?" lachten die anderen, "das Kind ist wertvoll, aber nicht das Stroh." "Ihr habt Unrecht", sagte der kleine Hirte, "das Stroh ist schon wertvoll. Worauf hätte das Kind denn sonst liegen sollen, arm wie es ist? Nein, mir zeigt es, dass Gott das Kleine braucht, das Wertlose. Ja, Gott braucht uns, die Keinen, die gar nicht viel können, die nicht viel wert sind!"

 

Ja, der Strohhalm aus der Krippe, der war dem kleinen Hirten wichtig.

Wieder und wieder nahm er ihn in die Hand, dachte an die Worte der Engel, freute sich darüber, dass Gott die Menschen so liebhat, dass er klein wurde wie sie. Eines Tages aber nahm ihm einer der anderen Hirten den Strohhalm weg und schrie wütend: "Du mit deinem Stroh. Du machst mich ganz verrückt damit!" Und er zerknickte den Halm wieder und wieder und warf ihn zur Erde. 

 

Der kleine Hirte stand ganz ruhig auf, strich ihn wieder glatt und sagte zu den anderen: "Schau doch - er ist geblieben, was er war: ein Strohhalm! Deine ganze Wut hat daran nichts ändern können. Sicher, es ist leicht, einen Strohhalm zu knicken. Und du denkst:

Was ist schon ein Kind, wo wir einen starken Helfer brauchen.

Aber ich sage dir: Aus diesem Kind wird ein Mann,

und der wird nicht totzukriegen sein.

Er wird die Wut der Menschen aushalten, ertragen und bleiben,

was er ist: Gottes Retter für uns.

Denn: Gottes Liebe ist nicht klein zu kriegen …“

 

Unterbrechung der Predigt durch das Lied:

GL 243/1+2 (Es ist ein Ros entsprungen ...)

 

Und nun wollen wir einen Blick auf die Christbaumkugel werfen.

Wir kennen sie alle und wir haben sie wohl alle an unserem Christbaum hängen. Ich habe eine solche mitgebracht.

Die runde Form der Christbaumkugel repräsentiert Vollkommenheit und wurde von jeher als Zeichen für Macht gedeutet.

(vgl im Folgenden: https://www.weihnachtskugeln.org/weihnachtskugel-bedeutung/#Die-Symbolkraft-der-Weihnachtskugel )

Als Gebilde, das weder Anfang noch Ende besitzt, versinnbildlicht die Kugel die Unendlichkeit, die sich auch auf Gott und dessen Existenz in der Ewigkeit übertragen lässt.

Die Christbaumkugel ist eng mit der Symbolik des Apfels verbunden. Da der 24. Dezember ursprünglich als Gedenktag des ersten Menschenpaares Adam und Eva gefeiert wurde, entstand im Mittelalter der Brauch des Paradiesbaumes, der als sogenanntes „Paradeisl“ mit roten Äpfeln behangen wurde.

 

Als Inbegriff der paradiesischen Frucht erhielt der Apfel als Baumschmuck dann eine zentrale Bedeutung, die sich auch im 19. Jahrhundert fortsetzte. In den kargen Zeiten des Winters galten Äpfel, Nüsse und später auch essbares Zuckergebäck am Christbaum als besondere Kostbarkeiten für das einfache Volk. In den Adelsfamilien hingegen wurden die Äpfel in liebevoller Kleinstarbeit vergoldet und später auch versilbert, bevor sie als Weihnachtsschmuck Verwendung fanden. Glasbläsern aus Böhmen, die sich in Thüringen niedergelassen hatten, ist es zu verdanken, dass im Jahr 1870 die Technik erfunden wurde, Gebilde aus Glas innen zu versilbern und ihnen dadurch einen einzigartigen Glanz zu verleihen. Dadurch löste die aus Glas gefertigte Weihnachtskugel gegen Ende des 19. Jahrhunderts allmählich dann den Apfel als Paradiesgabe am Christbaum ab.

 

Und jetzt zeige ich Ihnen meine mitgebrachte Christbaumkugel und blicke auf sie. Wenn wir auf die Kugel blicken, dann sehen wir ... uns selbst. Jede und jeder sieht sich selbst, sieht sein eigenes Spiegelbild. Wir sehen einen Menschen, den es so nur einmal auf der Welt gibt. Einzigartig, unverwechselbar. So und nicht anders. Mit diesen Gesichtszügen, mit dieser Geschichte, einmalig. Genauso sieht uns auch Gott.

 

Und das ist die eigentliche Botschaft von Weihnachten:

Gott sagt zu jedem von uns: Du, du bist mir wichtig, so wie du bist, mit deinen Fragen und Sorgen, mit deinen Nöten und Zweifeln. Du, für dich bin ich Mensch geworden, um in dein Gesicht zu blicken, sozusagen von Mensch zu Mensch. Um in deinem Gesicht zu lesen, dein Gesicht und deinen Namen zu kennen. Denn du bist unendlich wertvoll ... für mich.

 

Und deswegen ist Gott Mensch in Jesus geworden, um uns Menschen zu versichern, wie wertvoll wir sind.