Predigt an Taufe des Herrn, Lj. B – 2018

(Lesung: 1 Joh 5, 1-9; Evangelium: Mk 1, 7-11)


Da steht Johannes am Jordan und tauft die Menschen, die zu ihm kommen. Wenn Menschen sich auf den Weg machen, ihre Städte und Dörfer verlassen, nur weil da irgendwo weit draußen einer predigt und tauft, dann sind sie nicht nur neugierig. Sie haben Sorgen, sie sind traurig, sie wissen nicht, wie sie weiter leben sollen, sie brauchen Rat und Stärkung ...

 

Und genau mit solchen Menschen stellt sich Jesus in eine Reihe.

Er zeigt: Ich bin euch ganz nahe. Ich verstehe euch, wenn ihr traurig seid und euch ganz mies fühlt. Ich fühle mit euch, wenn ihr Zweifel habt und Sorgen. Schaut her, ich bin einer von euch!

 

Und dann geschieht etwas Außergewöhnliches: Über Jesus geht auf einmal der Himmel auf! Himmel bedeutet in der Bibel: Verbindung mit Gott, Gemeinschaft mit Gott, und zwar so eng, dass sie nicht mehr gestört werden kann.

Und Gott sagt jetzt vor aller Welt, dass er mit Jesus ganz eng verbunden ist. Ja, er nennt ihn seinen geliebten Sohn!

 

Dort, wo Jesus ‑ so wie die anderen Menschen auch – am Boden zerstört ist, da sagt Gott: „Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter!“

 

Nach seiner Taufe begann Jesu öffentliches Auftreten und Wirken. Er heilte, tröstete, vergab Sünden ...

Jesus zeigte den Menschen: Auch, wenn ihr am Boden zerstört seid, wenn ihr euch schlecht fühlt, wenn euch die Mitmenschen meiden: einer versteht euch, liebt euch, hilft euch, nämlich der gute Gott im Himmel.

Dazu ist Jesus in die Welt gekommen, dazu ist es Weihnachten geworden. Und das gilt für jeden von uns, wir brauchen es nur anzunehmen.

 

Heute dürfen und sollen wir an unsere eigene Taufe denken:

Da gibt es jemand, der nicht wollte, dass der Himmel für uns verschlossen bleibt,

der nicht wollte, dass Gott ein stummer Götze sei,

der nicht wollte, dass die großen Worte nur Worte bleiben,

der nicht wollte, dass Gott für uns kein Gesicht hat.

 

In unserer Taufe wurden wir zu Kindern Gottes, der Heilige Geist kam auf uns herab, Gott öffnete den Himmel für uns, auch wenn wir den Weg dorthin im Laufe der Zeit noch erst gehen müssen. Gott senkt seine Ewigkeit hinein in den Strom der Zeit und hilft uns dabei, im Laufe unserer Lebenszeit die Ewigkeit nicht aus den Augen zu verlieren.

 

Wir Christen sind dazu berufen, nicht an der Oberfläche, nicht oberflächlich zu leben, sondern immer wieder in die Tiefe zu gehen. Taufen kommt von tief eintauchen, in die Tiefe gehen. Das ist der Weg Jesu. Unsere Taufe verbindet uns mit ihm. So heißt, aus der Taufe zu leben, mit Jesus immer wieder in die Tiefe zu gehen. Doch nicht, um sich darin zu verlieren und sich vom Sog in den Abgrund reißen zu lassen. Nein, wir sind „aus der Taufe gehoben“. Da geht die Bewegung nach oben. Das ist, wie wenn man wieder auftaucht, den Kopf über Wasser bekommt. Eine Auferstehung! Durch die Taufe sind wir mit der Hilfe Gottes ein anderer Mensch geworden.

 

Diese Hilfe Gottes haben wir in uns und immer wieder mit uns. Heute, wie eigentlich bei jeder hl. Messe, erinnern wir uns daran: wir müssen unser Leben nicht alleine bewältigen – Gott ist mit uns und hilft uns. Was für ein Segen ... Amen.