Predigt an Erscheinung des Herrn, Lj. B – 2018

(1. Lesung: Jes 60, 1-6; 2. Lesung: Eph 3,2 - 3a.5-6; Evangelium: Mt 2, 1-12)


Das heutige Evangelium enthält eine starke Symbolik, die uns im Innern ansprechen will:  Es sind die Symbole der Reise, des Sterns, des Kindes und der königlichen Würde.

 

Weise Männer unternehmen eine große Reise, jeder für sich und dann gemeinsam. Sie kommen vom Osten her, vom Morgenland, von den Gegenden der Welt, wo die Sonne aufgeht. Es ist ein langer Weg mit Unsicherheiten, auf dem man zwischendurch auch nicht mehr weiterweiß.

Das lässt an die Wege denken, die wir in unserem Leben zu gehen haben. Wege, die in Aufbruchsstimmung und Hoffnung begonnen werden, auf denen es aber auch Unsicherheiten, Überraschungen, schwierige oder gefährliche Strecken gibt. Wege auf andere Menschen zu, wo Vertrauen investiert und gleichzeitig ein Stück Verwundbarkeit riskiert werden muss. Wege und vielleicht auch Umwege zu einem Berufsziel hin. Immer wieder Aufbrüche, die gewagt werden müssen! 

 

Der Stern, der aufstrahlt und den Weg andeutet, ist das zweite so ansprechende Symbol. Sterne sind eigenartige Phänomene. Sie sind Lichter in der Nacht. 

Auch wenn Sonne und Mond nicht scheinen, gibt es Lichtsignale, gibt es Orientierungsmöglichkeiten, Hilfen für den Weg. Die Seefahrt hat sich früher nach den Sternen gerichtet.

Der Blick zum Sternenhimmel fasziniert auch heute nach wie vor. Er vermittelt einem den Eindruck von Weite, von Größe, von Erhabenheit; die Ahnung von einer Wirklichkeit, die alle unsere Vorstellungen übersteigt. Es gibt seit einiger Zeit eine Richtung der Umweltbewegung, die sich den Namen „dark sky" („dunkler Himmel") gegeben hat. Sie wirbt für einen unbehinderten Blick zum Sternenhimmel und wendet sich gegen eine übermäßige technische Beleuchtung in unseren Städten und Straßen. Die vielen selbstgemachten Lichter in unserem Leben versperren die Blick zum Ursprünglichen. Sie nehmen uns die Möglichkeit der Orientierung an von Gott vorgegebenen Zeichen. Kein Wunder also, dass die Menschheit nur allzu oft um sich selbst kreist, anstatt auf die Zeichen Gottes zu schauen.

 

Das zentrale Symbol des heutigen Evangeliums ist das Kind, das die Weisen finden, „das Kind und seine Mutter", wie es im Evangelium heißt (Mt 2,11). Es ist ganz abgesehen von der Glaubenswahrheit, um die es hier geht, ein zeitloses, elementares Bild. Weise Männer, ehrwürdige Gestalten stehen in Ehrfurcht vor einem Kind und seiner Mutter. Auf Dreikönigsbildern sieht man oft, wie diese fürstlich dargestellten Männer sich bücken, um in das Haus hineinzukommen, in dem das Kind ist. Oder sie nehmen ihre Kronen ab, wie man den Hut zieht, um Jesus die Ehre zu geben.

Es gehört zur Menschlichkeit des Menschen, dass er schlicht und einfach wird vor einem Kind. Das Kind bringt den Menschen, der sich um alles Mögliche sorgt, wieder zum Eigentlichen, zum Ursprünglichen zurück. Die Weisen aus dem Morgenland, die Sterndeuter, die Heiligen Drei Könige finden in der Begegnung mit dem göttlichen Kind und seiner Mutter zu ihrer eigentlichen königlichen Würde. Und diese königliche Würde liegt auch in uns verborgen:

 

Auf den Gipfeln des Glücks und

in den Schatten der Trübsal

nicht kleinlich werden, sondern

königlich großzügig denken.

 

Bei den Bergen der Arbeit und

in den Tälern des Kummers

nicht wehleidig sein, sondern

königlich tapfer handeln.

 

In den Zwängen des Alltags und

auf den Rängen der Feiern

nicht kindisch werden, sondern

sich königlich vornehm verhalten.

 

An den Orten der Begegnung

und in Zeiten der Angst

nicht verzagt, sondern

königlich mutig auftreten.

 

Vor den Mauern der Klagen

und auf den Höhen des Jubels

nicht gleichgültig werden, sondern

königliche Würde bewahren.

 

(in: Paul Weismantel, Von Engeln begleitet, Adventlicher Adventskalender 2017)