Predigt an Christi Himmelfahrt, Lj. B – 2018

(1. Lesung: Apg 1, 1-11; 2. Lesung: Eph 4, 1-7.11-13; Evangelium: Mk 16, 15-20)


 

Himmelfahrt! Himmelfahrt?

Dieses Wort beinhaltet die Begriffe „Himmel“ und eine „Fahrt“ dorthin. Nun ist es aber heute so, dass es für die meisten Christen gar nicht mehr wichtig ist, in den sogenannten Himmel zu kommen. Die letzten 500 Jahre der philosophischen Aufklärung, der psychologischen und technischen Erkenntnisse der Moderne haben den Himmel irgendwie uninteressant werden lassen. Und das sogar für viele gläubige Christen.

 

Himmel steht irgendwie auch für das „Ziel unseres Lebens“. Was sind aber Ziele in unserem Leben heutzutage? Viele meinen: Das Leben so gut wie möglich genießen. Das Leben hier und jetzt in der Gegenwart und hier auf Erden und nicht das Leben später in einer vermeintlichen Seligkeit bei Gott. Ziele, Wünsche, Erwartungen – sie beschränken sich meist nur auf diese Welt. Ein Jenseits und dann noch eine Anstrengung, um dieses Jenseits zu erreichen, ist nicht mehr interessant. Warum sollte man sich auch für einen Himmel anstrengen, also für ein Ziel, von dem man gar nicht weiß, ob es das überhaupt gibt.

 

Anstrengen, ja schon: Für einen guten Lebensstandard, für Wohlstand, Gesundheit, Fitness, gute Ernährung, hohes Alter in Wohlergehen. Aber für den Himmel?

 

Als der große Humorist Loriot einmal gefragt wurde, was ihn wohl nach dem Tod erwarte, antwortete er: „Der Himmel, hoffe ich! Ich habe mir meinen Kinderglauben an den lieben Gott bewahrt.“  Das ist schön, das ist klug, aber reicht da unser Kinderglaube?

 

Der Himmel. An ihm scheiden sich die Geister. Die Geister der Frommen und der Atheisten, der sogenannten Aufgeklärten und der sogenannten Naiven.

 

Wenn Jesus vom „Himmel“ gesprochen hat, dann meinte er damit immer die enge Verbundenheit mit Gott. Himmel ist für ihn kein Ort wie Jerusalem oder Nazareth.

Himmel geschieht, Himmel ereignet sich. Und zwar immer dann und immer da, wo Menschen sich vertrauensvoll fallen lassen in die Verheißung Gottes; wo Menschen in so enger Verbundenheit mit Gott leben, dass kein Platz mehr ist für Misstrauen, Zweifel, Neid, Eifersucht, Lieblosigkeit, Egoismus, Angst oder Sorge.

 

Himmel ist da, wo ich nicht mehr frage, ob ich auch nicht zu kurz komme; wo ich spüre, dass für mich gesorgt ist; wo ich frei werde von der Sorge um mich selbst und sehe, was Andere brauchen; wo ich aus dieser Fülle heraus teilen kann, so dass es für alle reicht.

 

Insofern hat Jesus tatsächlich den Himmel auf die Erde gebracht. Er hat gezeigt, wie ein Mensch in vollkommener Gemeinschaft mit Gott leben kann und wie „himmlisch“ das auch für andere ist, für alle die, die sonst nicht gerade den Himmel auf Erden haben: die Kranken, die Armen, die sozial Geächteten, die Außenseiter.

 

Oft spricht Jesus auch vom Reich Gottes, wenn er diese innige Verbundenheit mit Gott in Worten ausdrücken will.

Aber darunter können wir uns vielleicht noch weniger vorstellen.

Denn der Himmel ist ja immerhin ein Bild, das man sich ausmalen kann – auch wenn man weiß, dass unsere Vorstellungskraft nicht ausreicht, um die Wirklichkeit Gottes zu beschreiben.

Wir Menschen sind bei den tieferen Wahrheiten unseres Lebens nicht auf Zahlen und Beweise, sondern auf Bilder und Symbole angewiesen.

Und es ist weder naiv noch peinlich, wenn wir unsere Hoffnung, unsere Ahnung, unsere tiefste Sehnsucht nach Heimat, Gelingen, Ganzheit und Vollendung mit dem alten Bild des Himmels verbinden.

 

Noch leben wir hier, unter irdischen Bedingungen.

Und doch sehen wir auch schon den Himmel immer wieder aufblitzen, wie einzelne Steinchen in einem wunderschönen großen Mosaik, das uns in seiner ganzen Schönheit noch verborgen ist. Immer wieder dürfen wir eine Zufriedenheit und eine Erfüllung in unserem Leben erfahren, müssen sie aber wieder hergeben. Wir müssen uns immer wieder neu anstrengen, um sie neu erfahren zu können. Wir wünschen uns so sehr, dass Schönes bleiben möge, vollendet ist.

 

Jesus hat mit seiner Heimkunft diese Vollendung schon erreicht. Er lebt für immer in der beglückenden Gegenwart des himmlischen Vaters – und ist uns zugleich näher denn je, auch wenn wir es nicht immer unmittelbar spüren.

Das ist es, was wir am Fest Christi Himmelfahrt feiern.

 

Wir alle möchten leben. Und nicht mehr sterben müssen. Und nicht krank sein oder leidend. Wir möchten mit möglichst vielen guten Menschen in Kontakt sein, Interessantes erleben, geliebt werden, zufrieden sein. Und genau das meint Himmel!

 

Jesus schenkt uns die Sicherheit, dass Himmel ist, dass man Ziele erreichen kann. Er ist der WEG dazu und er schenkt uns seinen Geist, damit wir immer wieder auf diesem Weg diese Welt zum Guten gestalten und dabei unsere Erfüllung finden: Himmel, Heimat, Geborgenheit und Frieden bei Gott. Amen.