"Nach christlicher Überzeugung hat Gott sich in Jesus auf unüberbietbare Weise offenbart und den Menschen einen Weg gezeigt, der zu einem geglückten Dasein führt. Das und nichts anderes ist mit Erlösung gemeint. Diesen Weg aber hat Jesus nicht nur gewiesen, sondern ist ihn auch selber gegangen."
(Imbach, Josef, Hört der Engel helle Lieder. Brauchtum und Betrachtungen zur Advents- und Weihnachtszeit, S 93)
Jesus weist uns den Weg zu einem geglückten Dasein. Und er macht es uns vor, wie das geht.
Glücklich sein, das eigene Leben als sinn- und wertvoll erfahren, das ist die stärkste Triebfeder, DIE Motivation für unser Leben. Jesus selbst ist das Wort, das uns dazu den Weg in die richtige Richtung weist. "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt." haben wir im Evangelium gehört.
Dieses Wort, nämlich Jesus selbst, Wohnung zu geben, auf dieses Wort sich einzulassen, daran Maßstab zu nehmen, das persönliche Leben immer wieder neu daraufhin auszurichten, das bleibt die konkrete, spannende und beglückende Aufgabe jedes einzelnen Christen.
Herr Jesus, was willst du, dass ich tue?
Herr Jesus, hilf' mir in dieser Entscheidung?
Herr Jesus, was würdest du sagen?
Dann bleibt er nicht fern von mir, irgendwo, abseits jeglicher Realität, sondern dann ist er, der Erlöser und Retter, mitten unter uns und mitten in meinem Leben. Ja, vielleicht sogar auch DIE Mitte meines Lebens?
Große Theologen haben versucht, das Geheimnis der Menschwerdung Gottes mit vielen Worten und langen Sätzen zu beschreiben und zu begreifen. Karl Rahner, der große Konzilstheologe, hat es - so meine ich - mit erstaunlich wenig und schlichten Worten auf den Punkt gebracht:
"Gott hat sein letztes, tiefstes, schönstes Wort
im fleischgewordenen Wort
in unsere Welt hineingesagt.
Und dieses Wort heißt:
Ich liebe dich, du Welt, du Mensch.
Ich bin da.
Ich bin bei dir.
Ich bin dein Leben.
Ich bin deine Zeit.
Ich weine deine Tränen.
Ich bin deine Freude." (Karl Rahner SJ)
So einfach und doch zugleich wunderbar kann die Weihnachtsbotschaft sein. Wenn sie doch auch nur jene erreichen könnte, die Weihnachten nicht oder nicht mehr feiern können.
Dass wir Weihnachten feiern können, ist ein Geschenk, das wir sorgsam auspacken und behüten sollten. Damit es nicht verkommt, sondern im Gegenteil: unser Leben hell macht und erfüllt.
Und so möchte folgende Worte des Würzburger Geistlichen Paul Weismantel leihen und an SIE weitergeben:
In Sehnsucht nach dir
Berühre du, o Gott,
die Gipfel meiner
Gedanken, damit in
den Tälern und Tiefen
meiner Seele deine
Saat wachse und reife.
Belebe du, o Gott,
die Kräfte meines
Herzens, damit darin
all das bewahrt bleibe,
womit du mich so reich
beschenkst.
Verwandle du, o Gott,
das Dickicht meiner
Trübsal, damit ich dein
heilsames Licht ausstrahle,
dort, wo ich
stehe.
Besiege du, o Gott, die
bösen Geister und
Gedanken in mir,
damit ich freimütig und
aufrichtig dir und den
Menschen diene.
Beflügle du, o Gott,
die Schwingen meiner
Fantasie, damit ich
nicht müde werde,
über dein Wirken zu
staunen.
Bestärke du, o Gott,
das Schwache in mir,
damit ich behutsam
und tatkräftig mich
einsetze für die Bewahrung
des Lebens.
(Paul Weismantel in: Reinhard Kürzinger / Bernhard Sill, Das große Buch der Gebete. Über 800 alte und neue Gebetstexte für jeden Anlass. Lizenzausgabe für Verlag Hohe, Erfstadt 2007)