Predigt am Pfingstsonntag, Lj. B – 2018

(Lesung: Apg 2, 1-11; Lesung: Gal 5, 16-25; Evangelium: Joh 15, 26-27; 16, 12-15)


Wir feiern heute das drittgrößte christliche Glaubensfest im Ablauf des Jahres - Pfingsten. Weihnachten – Ostern – Pfingsten.

In Deutschland haben wir sogar jeweils einen zweiten Feiertag als Draufgabe.

Diese Feiertage werden gesellschaftlich hochgehalten, aber religiös wissen immer weniger Menschen, ja sogar gläubige Christen, was diese besonderen Tage ausmachen.

Weihnachten: Damit können die meisten etwas anfangen. Ein Neugeborenes steht im Mittelpunkt. Hoffnung, Zukunft, Gottes Sohn (?).

Ostern: Da wird es schon schwieriger. Irgendwie ist es zu einem Fest der Erlösung aus Leid, Sterben und Tod, geworden, ein Hoffnungsfunke, dass das Licht stärker als die Dunkelheit ist. Leiden kann doch nicht alles sein ...

Pfingsten: Hl. Geist – Wer oder was ist das? Geburtstag der Kirche? Hm, schwierig, schwer nachvollziehbar ...

 

Warum eigentlich, frage ich mich?

 

Wir leben in einer Zeit totaler Umwälzungen und Entwicklungen gesellschaftlicher, wirtschaftlicher, technischer und auch geistiger Art. Heute wachsen Kindergartenkinder ganz selbstverständlich mit Smartphone, Tablet und Facebookfreunden auf. Und wenn man nicht mehr weiterweiß, dann frägt man halt die große Internetsuchmaschine „Tante Google“, dann googelt man.

 

Experten sehen in der digitalen Transformation und Revolution bis hinein in die persönlichsten Abläufe des Lebens eine ähnliche Weiterentwicklung der Menschheit wie nach der Erfindung des Buchdruckes. Ohne Computer geht gar nichts mehr. Wer diese Entwicklungen verpasst, der wird abgehängt und kommt nicht mehr mit. Sogar deutsche Gewerkschaften sprechen heute von der Gefahr einer „digitalen Proletarisierung“, was so viel heißt wie: Die, welche über bessere Informationen verfügen, können über die, welche diese Informationen nicht haben, Macht ausüben, sie ausnutzen, sie unterdrücken.

 

Wir leben in einer Zeit großer Veränderungen. Kühlschränke bestellen in Zukunft die Lebensmittel, die man braucht, von alleine. Haushalts- und Pflegeroboter werden sehr bald in unsere Wohnungen einziehen. Alles ist untereinander vernetzt. Das birgt riesige Chancen, aber auch große Gefahren. Die Entwicklung der digitalen Welt nimmt immer mehr die Gestalt von etwas Überwältigenden, Allmächtigen und Gottähnlichen an. Große Konzerne wie Apple, Microsoft, Facebook, Google und Amazon dominieren mittlerweile nicht nur unsere Alltagswelt, sondern auch die Börsenkurse weltweit.

 

Was hat das alles mit Pfingsten und dem Hl. Geist zu tun?

Auf den ersten Blick nichts. Auf den zweiten Blick aber sehr wohl!

 

Wenn Gesche Joost, eine Professorin für Design an der Berliner Universität der Künste sagt, dass „der Raum der digitalen Welt neuen Gesetzen gehorcht, dezentral organisiert, unabhängig und offen ist und keine übergeordnete Institution ihn konzipiert hat“, dann lässt mich das aufhorchen. Sie vermisst auch „die Kirche im digitalen Netz, ihre Stimme in den turbulenten Diskussionen, ihre Leitfunktion für christliche Werte unserer Gesellschaft“. (http://www.futur2.org/article/kirche-in-der-digitalen-gesellschaft/)

 

Der Hl. Geist gehorcht nämlich auch ganz eigenen Gesetzen, er ist dezentral „organisiert“, unabhängig und offen. Er ist Gott und somit keiner übergeordneten Institution gegenüber verpflichtet. Er weht, wo er will. Jesus haucht – das feiern wir an Pfingsten – seinen, den Hl. Geist über die ganze Welt aus.

 

Und seine Wirkung? Wo ist seine Wirkung heute zu finden und zu spüren?

 

Vielleicht findet man ihn auf den ersten Blick nicht in den höheren Etagen der Kirche, wobei ein Papst Franziskus einen da immer wieder überraschen kann. Der Hl. Geist ist mit seinen Gaben Weisheit, Einsicht, Rat, Erkenntnis, Stärke, Frömmigkeit und Gottesfurcht bei ganz vielen Menschen zu finden, die sich von ihm beseelen lassen: In Krankenhäusern und Altenheimen, bei den Alleinerziehenden und Zuhausepflegenden, bei allen Menschen, die sich selbst nicht an erste Stelle setzen, sondern den anderen und die Fürsorge für ihn zuallererst im Blick haben.

 

An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen, so sagt ein geflügeltes Wort. Schon Paulus sprach in seinem Brief an die Galater von den Früchten des Hl. Geistes, die aktueller denn je sind: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung (Gal 5, 22).

 

Im Internet (!) (http://www.unendlichgeliebt.de/2012/03/07/jobbeschreibung-vom-heiligen-geist-teil-1/ und http://www.unendlichgeliebt.de/2012/03/07/jobbeschreibung-vom-heiligen-geist-teil-2/ )  habe ich eine lustige Jobbe-schreibung des Hl. Geistes gefunden, die altbekannte Wahrheiten gut, spritzig und aktuell auf den Punkt bringt:

 

·      Der Hl. Geist sorgt für den Durchblick

·      Der Hl. Geist bewirkt neues Leben und bezieht Dich direkt mit ein

·      Der Hl. Geist macht übernatürliche Geschenke (Früchte – Gottes Obstsalat)

·      Und der Hl. Geist ist dein Freund.

 

Der große Unterschied zwischen der modernen und fast allmächtig anmutenden Digitalwelt und dem wirklich allmächtigen Hl. Geist liegt darin, dass die großen Internetkonzerne primär an sich, ihre Macht und ihre Gewinne denken. Der Hl. Geist befähigt uns aber immer dazu, das wirklich Wichtige, die LIEBE mit all ihren Facetten, im Auge zu behalten.

 

Und so wollen wir zum Hl. Geist beten:

 

Atme in mir Heiliger Geist.

Ströme aus der Mitte meines Seins.

Sei du mein Rhythmus,

mein Kommen und Gehen,

mein Werden und Wachsen.

Atme in mir Heiliger Geist.

Sei du das Leben, das ich fühle,

sei die Sehnsucht, die mich zieht.

Sei du das Feuer, das in mir brennt

und das Blut, das in mir fließt.

Atme in mir, Heiliger Geist.

Lass mich aufblühen und ein Lob sein.

Lass mich reif werden

und Frucht bringen.

Lass mich ein Segen sein für diese Erde

und für die Menschen auf ihr. Amen.