Predigt am Hochfest der Gottesmutter Maria (Neujahr), Lj. C – 2019

(Erste Lesung: Num 6, 22-27; Zweite Lesung: Gal 4, 4-7; Evangelium: Lk 2, 16-21)


Mit welcher Stimmung gehen Sie ins Neue Jahr? Sagen Sie sich vielleicht: Neues oder altes Jahr, es geht ja doch so weiter wie bisher? Erschreckt Sie womöglich das Neue Jahr, weil es Ihnen deutlich macht, wie die Zeit verrinnt? Haben Sie Angst davor, was Ihnen dieses Jahr bringt oder dass Sie wieder älter werden?

 

Oder sind Sie gespannt auf die Erfahrungen, die Ihnen die nächsten 365 Tage bieten werden?

Sind Sie neugierig auf neue Möglichkeiten, die sich auftun werden? Auf Begegnungen mit Menschen, die Sie kennen lernen werden? Sind Sie gespannt darauf, was Gott in dem vor uns liegenden Jahr wirken wird?

 

Wer könnte uns besser in einer positiven Einstellung für das kommende Jahr unterstützen, als die Frau, die nicht nur ihr nächstes Jahr in Gottes Hand gelegt hat, sondern ihr ganzes Leben. Mit allen Jahren ihres Lebens hat sie sich dem anvertraut, von dem sie zutiefst überzeugt war, dass er sie zur Fülle des Lebens führt. Auch wenn das manchen Schmerz und manche Unbequemlichkeit mit einschloss. Elisabet sagte über ihre Cousine Maria: „Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.“ (Lk 1,45)

 

Und Maria selbst singt in dem Lied, das durch ihr ganzes Leben klingt, auch durch die schweren Zeiten hindurch: „O, wie ich den Herrn preise. Wie ich mich über Gott, meinen Retter freue! Denn er schenkte seiner Dienerin Beachtung, und nun wird eine Generation nach der anderen mich glücklich schätzen.“ (Neues Leben–Übersetzung)

 

Maria lädt auch uns an diesem ersten Tag des Neuen Jahres dazu ein, es ihr gleichzutun, nämlich dieses anbrechende Jahr und vielleicht sogar alle Jahre, die uns geschenkt werden, in Gottes Hände zu legen, in dem Vertrauen, dass er uns reich macht.

Nicht an materiellen und vergänglichen Dingen, sondern an inneren Erfahrungen, an Freude und Einsicht in die Geheimnisse des Lebens. Es wird nicht immer der leichte und gefällige Weg sein, den er uns führt. Aber es ist der Weg, der uns befähigen wird, mehr und mehr seine Liebe zu erfassen, in uns zu tragen und auszuteilen.

 

Vielleicht ergeht es uns da wie den Hirten im Evangelium.

Ihnen wurde verheißen, dass der Retter geboren ist, der das ganze Land befreien würde. Offensichtlich trauten sie der Verheißung nicht ganz. Sie mussten misstrauisch geworden sein, weil ihnen immer wieder ein besseres Leben versprochen wurde, was sich aber nie verwirklichte. Sie hatten also Zweifel: „Sollte das wahr sein?“ „Warum sollten die Engel mit einer solch großen Botschaft gerade zu uns kommen, zu einfachen Leuten?“

Und dennoch machten sie sich auf den Weg. Sie mussten schon ein wenig suchen, um zu entdecken, wo die Verheißung mit der Wirklichkeit zusammenpasste. Als sie den Ort fanden, gaben sie Zeugnis von der Verheißung, welche Gott ihnen gegeben hatte.

Die Leute konnten nur noch staunen. So kehrten sie beschenkt und voller Dankbarkeit zurück, denn Gott hatte Wort gehalten. So wurden auch sie selig, weil sie geglaubt hatten, dass sich erfüllt, was der Herr ihnen sagen ließ.

 

Mein Neujahrswunsch an Sie ziert seit letztem Jahr die Wand des Eingangsbereiches meiner Wohnung: (Lothar Zenetti)

 

"Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter!

Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer!

Menschen, die aus dem Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht!"

 

Christen sehen über die vielen Schwierigkeiten nicht hinweg, aber sie sehen über ihnen die großen Möglichkeiten Gottes.

Christen sehen an den vielen Leiden nicht vorbei, aber sie sehen unter all den Nöten die viel tiefere Liebe Jesu.

Christen schließen vor dem Dunkel der Welt nicht die Augen, sie glauben nicht blind, sondern sie sehen alles von Gott her in einem anderen Licht.

 

Denn bei Gott ist die Quelle des Lebens, und in seinem Licht sehen wir das Licht (nach Psalm 36,10). Dann sehen wir auch das Licht in jedem neuen Tag des Jahres 2019.

 

Ich wünsche Ihnen nicht nur Gesundheit, sondern dass Sie sowohl mit Gesundheit wie auch mit Krankheit gut umgehen können, damit Ihr Vertrauen in das Leben wächst, das Gott in seinen Händen hält.

 

Ich wünsche Ihnen nicht nur Glück, sondern dass Sie sowohl im Glück wie auch im augenscheinlichen Unglück den Blick auf den bewahren können, der Sie zu reiferem und vollerem Leben führen möchte, auch wenn er ihnen dazu manchmal holprige und dunkle Wege zumutet.

 

Und ich wünsche Ihnen nicht nur Freude, sondern dass Sie sowohl in Freude wie auch in Schmerz und Leid an dem festhalten können, der uns mit allem, was uns ausmacht, viel besser kennt, als wir denken.

 

Ich wünsche Ihnen und mir, dass auf diese Weise unser Glaube an Gott gefestigt und heiligt werde. Amen.