Predigt am Hochfest der Gottesmutter Maria (Neujahr), Lj. B – 2021

(Erste Lesung: Num 6, 22-27; Zweite Lesung: Gal 4, 4-7; Evangelium: Lk 2, 16-21)


Nach diesem in vielerlei Hinsicht besonderen Jahr 2020, das uns viel abverlangt hat, sehnen wir uns nach einem neuen Jahr 2021, das einfach nur „normal“ daherkommt, das uns wieder mehr Planungssicherheit gibt und das für uns nicht wieder Situationen und Bedrohungen bereithält, die uns nicht nur Angst machen, sondern auch viel Kraft kosten.

 

Wir sehnen uns nach Normalität und nach Kontakten. Lebendigen Kontakten und nicht nur medialen oder digitalen. Wir sehnen uns nach mehr als nur einen oder zwei Menschen, mit denen wir uns treffen dürfen. Wobei …, wenn der eine oder der zweite Kontakt außerhalb meines eigenen Haushaltes – so das Amtsdeutsch – ein wirklich guter ist, dann kann so eine Beziehung wirklich viel Halt und Kraft geben.

 

Hier kommt mir dann doch recht bald das Wort „Freund“ oder „Freundin“ in den Sinn, denn „kein Weg ist zu lang mit einem Freund an der Seite“, wie ein Sprichwort es so richtig sagt. Der indisch-bengalische Philosoph, Dichter und Literaturnobelpreisträger Rabindranath Tagore vergleicht die Freundschaft zwischen Menschen mit einem Leuchten in der Dunkelheit: „Die wahre Freundschaft ist wie die Phosphoreszenz. Sie strahlt erst dann richtig, wenn sich alles verdunkelt.“

 

Ich empfinde diese Worte wirklich passend für meine Erfahrungen im letzten Jahr. Wenn sich mein Leben verdunkelte, wenn es wirklich schwer wurde, dann kam von irgendwo ein Lichtlein her, dann schimmerte und leuchtete es durch einen Menschen, der mir persönlich oder durch Telefon, Brief oder moderne Medien beistand, wirklich hell. Mir Auferlegtes und Schweres wurde dadurch leichter und die eigenen Kräfte konnten wieder stärker werden.

 

Heute an Neujahr habe ich den Wunsch, die Sehnsucht und auch das intuitive Ahnen und Wissen, dass ich auch im Jahr 2021 solche Menschen an meiner Seite wissen darf und selbst so ein Mensch für andere sein kann. Ich selbst – und somit ist es auch wirklich gut, dass kirchlich gesehen das neue Jahr mit dem Hochfest der Gottesmutter Maria beginnt – will dieses neue Jahr, wo ich an einem anderen Marienfeiertag, nämlich dem 1. Mai mein 25-jähriges Priesterjubiläum feiern darf, zwei ganz besondere Freunde an meiner Seite wissen, ich möchte sie spüren und erleben. Wie ein Kinderreim es so schön sagt: „Mein rechter, rechter Platz ist leer, da wünsche ich mir den … her.“ Und so wünsche ich mir an meine rechte Seite Jesus und an meine linke Seite Maria her.

 

Ein gläubiges Kinderlied mit dem Titel „Mit einem Freund an der Seite“ von Kurt Mikula unterstützt mich da in meinem Wunsch.

 

Refrain: Mit einem Freund an der Seite ist kein Weg lang.

Mit einem Freund an der Seite wird mir nicht bang.

Mit einem Freund an der Seite, Freund an der Seite, Freund ist kein Weg lang.

 

1.   Mit ihm kannst du lachen und darfst traurig sein,

         wird dich nie auslachen, lässt dich nicht allein!

2.   Jeder braucht im Leben einen, der ihn hält,

         einen der dich auffängt, wenn du einmal fällst!

3.   Jesus wird dein Freund sein, heute wenn du`s willst,

         und ich garantier dir, dass du im Herzen fühlst: Refrain.

 

Jesus an der einen und Maria an der anderen Seite. Allein diese Vorstellung gibt mir Kraft, Geborgenheit und ein Gottvertrauen. Meine innere Zuversicht wächst, dass alles gut wird, auch wenn ich ahne, dass so manches schwer werden wird. Mit einem Reisebegleiter, mit einer Lebensfreundin an der Seite geht man nicht nur mit größerer Festigkeit und Klarheit ins neue Jahr, sondern durch´s ganze Leben.

 

Mit dem heutigen Hochfest der Gottesmutter Maria am Beginn des neuen Jahres wird uns diese außergewöhnliche Frau mit ihrem Wesen, ihrer Gelassenheit und ihrem Gottvertrauen vor Augen gestellt. Denn nicht nur Maria ist begnadet, wir sind es als gläubige Anhänger  und Anhängerinnen ihres Sohnes Jesus Christus auch. Ob im kommenden Jahr etwas Besonderes passiert, das unser bisheriges Leben verändert oder gar auf den Kopf stellen wird, wissen wir nicht. Wir wissen aber im gläubigen Vertrauen, dass auch für uns Gott der Retter ist, der seine schützende und segnende Hand über uns hält und der uns begleitet.

 

Deshalb können wir darauf verzichten, unruhig zu werden oder nur auf unsere eigenen Pläne zu bauen. Immer wieder neu für Ihn und Sein Wirken an uns offen zu sein wird uns Kraft, Glück und Frieden schenken. Immer wieder nicht den Zufall, sondern das Wirken Gottes an uns spüren und mit Jesus und Maria an der rechten und linken Seite das Gute und das Schwere annehmen und bewältigen – das ist ein griffiger Vorsatz und ein guter Plan.

Der Jesuit Pater Rupert Mayer brachte dieses Gottvertrauen einmal in Gebetsworte, die ich gerne weitergeben möchte:

 

Herr, wie Du willst, soll mir gescheh'n,

und wie Du willst, so will ich geh'n,

hilf Deinen Willen nur versteh'n.

 

Herr, wann Du willst, dann ist es Zeit,

und wann Du willst, bin ich bereit,

heut und in alle Ewigkeit.

 

Herr, was Du willst, das nehm' ich hin,

und was Du willst, ist mir Gewinn,

genug, dass ich Dein eigen bin.

 

Herr, weil Du's willst, drum ist es gut,

und weil Du's willst, drum hab' ich Mut,

Mein Herz in Deinen Händen ruht!

 

 

In diesem Vertrauen wünsche ich uns alles Gute für das neue Jahr und Gottes reichen Segen! Amen.