Predigt am Dreifaltigkeitssonntag, Lj. B – 2018

(Lesung: Röm 8, 14-17; Evangelium: Mt 28, 16-20)


 

 Der christliche Glaube hält sich an den Einen Gott. Dennoch scheint er in der Bibel irgendwie „eingeteilt“ zu sein in Vater, Sohn und Heiligen Geist. Wie ist das zu verstehen?

 

Das Alte Testament ist da unmissverständlich: „Höre, Israel! Jahwe, unser Gott Jahwe ist einzig.“[1] „Einer ist Gott.“[2] Oder auch: „Ich bin der Erste und ich bin der Letzte, und außer mir gibt es keinen Gott.“[3] Gott ist nicht aufgeteilt in verschiedene Wesen, von den jedes für einen ganz bestimmten Bereich zuständig wäre: für Wetter, Gesundheit oder Geld beispielsweise. Das wäre ein zutiefst nichtchristliches Denken.

 

Und doch stehen an anderer Stelle in der Bibel drei verschiedene „Titel“ nebeneinander. So soll „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ getauft werden[4], und in einem Segensgruß schreibt Paulus: „Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“[5] Also doch drei verschiedene .... – was eigentlich?

 

Im Lauf der Kirchengeschichte ist immer wieder versucht worden, dieses Geheimnis zu umschreiben. Jede Umschreibung wird das Geheimnis selber stehen lassen müssen, welches lautet: Gott ist Einer, aber er hat sich auf drei verschiedene Weisen gezeigt.

 

Am Aufbau der Bibel als Ganzer lässt sich das deutlich machen. Das Alte Testament beginnt ganz weit geöffnet bei der Schöpfung. Mit dem Volk Israel dann handelt Gott im engeren Rahmen der Geschichte, und inhaltlich endet dieser erste Teil der Bibel mit der Erwartung des Messias. Alles wird auf den einen Punkt konzentriert.

 

Jesus ist für uns Christen dieser erwartete Messias (auf Griechisch: „Christus“), der vom Vater „Gesalbte“, der beauftragte Sohn.[6] Er führte seinen Auftrag aus, bis zum Tod am Kreuz,[7] dem entscheidenden Dreh- und Angelpunkt der Erlösung. Mit der Auferstehung Jesu Christi geht die Geschichte Gottes mit den Menschen wieder ganz weit auf.[8] Der Weg ist frei, dass Gott nun alle Menschen zu sich ruft und ihnen Jesus als Erlöser vor Augen hält.[9] Diese „Wirkungsweise“ ist der Heilige Geist.

 

Vernünftig bringt das kein Mensch nebeneinander, denn die Vernunft kann Gott gegenüber nie das letzte Wort haben. Es bleibt ein Geheimnis. Geschichtlich verstanden, als Hintereinander, wird es nachvollziehbar. Und doch handelt jedes Mal ein und derselbe Gott. „Gott ist Einer!“ Ja, er war schon immer Einer – in dreien. Denn bereits im Alten Testament spricht er von sich selbst in der Mehrzahl: „Lasset uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich“. Oder: „Siehe, der Mensch ist geworden wie wir; er erkennt Gut und Böse“.[10]

Der Begriff „Dreifaltigkeit“ ist ein Versuch, unseren Glauben an den guten, allgegenwärtigen und allumfassenden Gott ein Stückweit begreiflicher zu machen.

 

Wo die Vernunft nicht weiterkommt, da können Symbole und Bilder helfen. Jedes einzelne Bild hat für sich genommen natürlich seine Grenze, aber es kommt dem Geheimnis auf andere Weise näher als Begriffe und Worte. Sie können das Geheimnis umschreiben helfen, dass der eine ewige Gott sich auf die Erde hinuntergebeugt hat und weiterhin erfahren werden kann.

 Vater

 Sohn

 Heiliger Geist

 Architekt 

 Baumeister 

 Handwerker

 Quelle     

 Flussbett  

 Wasser

 Kraftwerk 

 Elektrische Leitung

 Strom

 Initiator    

 Management 

 Ausführung, Begabung

 Ziel   

 Weg             

 Begleiter

 

Wir Christen maßen uns nicht an, die göttliche Realität endgültig definieren oder begreifen zu können. Wir bezeugen aber, dass wir an einen Gott glauben, der uns nahe ist, der uns in Jesus begegnet und der uns mit seinem guten Geist begleitet.

Wir glauben an einen Gott der Beziehung, einen Gott, der sich uns mitteilt, trotz seines Ganz-Andersseins. Und wir glauben an einen Gott, den wir erfahren können, trotz unserer Begrenztheit. Gott sei Dank! Amen.

 

[1] Dtn 6,4 

[2] 1. Tim 2,5 

[3] Jes 44,6 

[4] Matth 28,19

[5] 2. Kor 13,13; ähnlich auch Eph 1,17 und 4,4-6; Gal 4,6

[6] Joh 1,1-3; Joh 14,9-11 

[7] Phil 2,8 

[8] Phil 2,9-11; 

[9] Röm 1,1-7 

[10] Gen 1,26 und 3,22