Predigt am 9. Sonntag i. Jkrs., Lj. B – 2018

(Lesung: Dtn 5, 12-15; Evangelium: Mk 2, 13-28 - Kurzfassung)


"Nun sag, wie hast Du's mit der Religion?" – diese Frage hat Johann Wolfgang von Goethe vor über 200 Jahren das junge Gretchen an den geliebten Faust stellen lassen. Weniger literarisch, dafür aber detailliert statistisch belegt, liefert in diesen Tagen das Forschungsinstitut "Pew Research Center". In 24.000 Telefoninterviews in 15 westeuropäischen Ländern haben die Mitarbeiter ein differenziertes Bild erstellt, welchen Einfluss das Dasein als Christ auf die Einstellungen zu wichtigen gesellschaftlichen Fragen hat – und wie die Christen zu ihrer eigenen Religion stehen. Das interessante Ergebnis dieser Umfrage finden Sie auf der Homepage der katholischen Kirche in Deutschland: http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/so-halten-es-die-westeuropaer-mit-der-religion

 

Die christliche Identität ist sehr stark an den Sonntag, den „Tag des Herrn“ gebunden. Der Sonntag ist im wöchentlichen Arbeitsrhythmus ein Tag des Ausruhens, ein Tag der Gemeinschaft, ein Tag des Sich-Neu-Ausrichtens auf seine religiöse Identität. Der Sonntag gilt für Christen als der Tag der Erinnerung an die Auferstehung Christi.

 

Der Sonntag ist von vielerlei Seiten her gefährdet und will neu verteidigt werden: politisch gegen das rücksichtslose Streben der Wirtschaft, diesen Tag verkaufstechnisch zu vereinnahmen; gesellschaftlich gegen die zunehmende Vereinzelung in unserer Gesellschaft – der Sonntag will die Gemeinschaft fördern; persönlich als Zeit des Ausspannens, des Durchatmens und des Auftankens und spirituell-religiös als Zeit des Sich-Vergewisserns, warum man eigentlich lebt, arbeitet, sich abmüht - die Frage nach dem Bleibenden.

 

Jesus selbst ist ganz deutlich in der Frage über den Stellenwert des Sabbats, also des Sonntags für uns heute: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat“ (Mk 2, 27).

 

Es geht aber nicht nur um den Sonntag als Haltepunkt und Tankstelle in der Woche, es geht auch darum, an jedem Tag solche Haltepunkte und Tankstellen zu finden, damit wir die Belastungen durch gezielte Entlastungen immer wieder gut ausbalanzieren können.

 

In einer christlichen Zeitschrift habe ich vor kurzem dazu einen Artikel mit dem Titel „Erholung im Alltag“ geschrieben. Sie finden ihn auf meiner Homepage. Hier möchte ich nur die Überschriften der 10 Tipps zur Erholung im Alltag nennen:

 

10 Tipps zur Erholung im Alltag:

 

1.   Arbeite dich nicht zu Tode

 

2.   Vermeide hausgemachten Stress

 

3.   Überprüfe deine Arbeitsplanung und Arbeitsmethoden

 

4.   Welche Ziele und Prioritäten verfolgst du?

 

5.   Akzeptiere deine Grenzen und überfordere dich nicht ständig

 

6.   Vermeide schädliche Bewältigungsformen

 

7.   Suche echte Entspannung und ausreichende Bewegung

 

8.   Lerne Belastungen umzudeuten

 

9.   Suche das Gespräch und den Kontakt mit einfühlsamen Menschen

 

10.     Kümmere dich um Lebensfreude, positives Denken und gesunde Spiritualität in deinem Leben

 

Zurück zum Sonntag als den „Tag des Herrn“, den „Tag der Befreiung“: Der katholische Pfarrer Friedhelm Meudt hat zur befreienden Stellung des Sonntags ein Gebet formuliert, das ich gerne hier mit Ihnen zusammen beten möchte:

 

„Um eine sinnvolle Arbeit bitte ich: eine Arbeit, die mich erfüllt und in der ich meine Fähigkeiten und Begabungen einbringen kann.

Um eine fruchtbare Arbeit bitte ich: eine Arbeit, von der ich erfahre und spüre, dass sie zum Gelingen meines eigenen Lebens und zum Gelingen des Lebens anderer beiträgt.

Um eine kreative Arbeit bitte ich: eine Arbeit, in der ich eigene Vorstellungen und Ideen einbringen kann und nicht zu Monotonie abstumpfe.

Um eine nachhaltige Arbeit bitte ich: eine Arbeit, von der ich auch über den Tag und das Jahr hinaus überzeugt bin, die zur Gestaltung der Zukunft beiträgt.

Um eine menschenwürdige Arbeit bitte ich: eine Arbeit, die zwar Mühe und Last sein darf, aber nicht zur Knechtschaft wird.

Und um den Sonntag bitte ich: damit ich als Mensch nicht nur Arbeit bin.“

(in: Laacher Messbuch 2018, 613)