Predigt am 5. Sonntag der Osterzeit, Lj. A – 2017

(Lesung: 1 Petr 2, 4-9; Evangelium: Joh 14, 1-12)


So viel Angst und Furcht in den Herzen der Menschen - immer wieder und immer noch!

Und gerissene Politiker arbeiten seit jeher geschickt mit diesen Ängsten, um Menschen in die Richtung zu lenken, wohin sie die Leute haben wollen. Dies geschieht auch in unseren Tagen wieder verstärkt.

 

„Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Euer Herz sei ohne Angst! Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ – so heißt es im heutigen Sonntagsevangelium.

Jesus sagt das! Er ist kein Menschenverführer, sondern ein Herzenserheller, damit die Menschen wieder dorthin finden können, wo innerer und äußerer Friede wohnt: im eigenen Herzen.

 

Gegen Verwirrung, Angst, Furcht und Sorge gibt es nur ein Mittel: Vertrauen. Nicht nur in der Wirtschaft oder in der Politik ist Vertrauen ein unbezahlbarer Wert, der einmal verspielt sehr schlecht wieder hergestellt werden kann.

 

„Euer Herz lasse sich nicht verwirren, es sei ohne Angst!“ Die große Mystikerin und Kirchenlehrerin Teresa von Avila nahm sich diese Botschaft sehr zu Herzen. Tagein, tagaus trug sie einen Zettel nahe am Herzen bei sich. Darauf stand:

„Nichts soll dich ängstigen, nichts dich verwirren. Alles geht vorüber. Gott bleibt sich treu. – Geduld erreicht alles. Wer Gott hat, dem fehlt nichts. Gott allein genügt.“

 

Auch wenn Jesus in seiner Abschiedsrede darüber spricht, seine Jünger zu verlassen, so verlässt er sie nicht: er bereitet eine Wohnung für sie beim Vater vor, bei Gott.

 

Dieser Gott ist eine Heimat, die jedem von uns eine Wohnung geben wird. Er hat viele Wohnungen bereit und jeder findet die Tür und den Eingang zu seiner eigenen Wohnung, in der er gut leben kann.

 

Unser Leben hat dieses Ziel: Wohnung finden bei Gott und in dir selbst! Wir gehen einer großen Verheißung entgegen: Leben in seinem Licht, Leben in seinem Glück, Leben in seinem Leben. Leben in seiner Vollendung.

 

Wer ist Gott? Wo wohnt Gott? Diese uralten Fragen sind bis heute nicht verstummt.

 

Gott ist jenseitig. Er ist der ganz andere. Er hat alles geschaffen. Er wohnt in unzugänglichem Licht. Er ist unsagbar größer, als wir Menschen es jemals begreifen können. Und doch ist er uns ganz nahe. Seine Gegenwart umhüllt und durchdringt uns wie die Luft, die wir atmen und ohne die wir nicht leben können.

 

Bei allen Mystikern finden wir die Aussage: Gott wohnt in uns. Augustinus hat den Gedanken: "Gott ist uns näher als wir uns selbst. Er ist uns innerer als unser Innerstes". Teresa von Avila lässt Gott zu sich sprechen: „O Seele, suche mich in dir. Du bist mein Haus und meine Bleibe.“ Von Johannes Tauler stammt das Wort: „Wer sehen könnte, wie im Seelengrund Gott wohnt, den würde dieses Gesicht selig machen.“ Und Angelus Silesius schenkt uns in seinem Cherubinischen Wandersmann den Vers: „Halt an, wo läufst du hin, der Himmel ist in dir. Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.“

  

Hinter all diesen Aussagen steht der Gedanke von der Einwohnung Gottes im Herzen der Glaubenden. Jesus lebt in seiner Kirche und in den Zeichen seiner Nähe (Sakramente) weiter. Er lebt aber auch in unserem Herzen, in unserer Innerlichkeit, in unserem Vertrauen, der Hoffnung, dem Glauben und der Liebe weiter. 

 

Innerlichkeit, Meditation und Kontemplation führen zur Wahrnehmung der lebendigen Gegenwart Gottes in uns. Sie helfen uns dabei, einen klaren und wachen Blick für das zu bekommen und zu behalten, was wirklich wichtig im Leben ist:

 

„Euer Herz sei ohne Angst!“ - Wir brauchen keine Angst zu haben.

„Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ - Wir dürfen vertrauen.

Habt keine Angst, vertraut, habt Mut, sagt Jesus den Seinen! Wer in ihm bleibt, in dem bleibt ER. Und das ist der wirklich feste Halt in bewegten Zeiten. Das ist die wahre Wohnung, in der man gut leben kann.

 

Wie sagte Teresa von Avila sich jeden Tag neu so schön und so wahr: „Nichts soll dich ängstigen, nichts dich verwirren. Alles geht vorüber. Gott bleibt sich treu. – Geduld erreicht alles. Wer Gott hat, dem fehlt nichts. Gott allein genügt.“