Predigt am 5. Fastensonntag, Lj. B – 2018

(Lesung: Hebr 5, 7-9; Evangelium: Joh 12, 20-33)


Ein Mann sitzt im Bummelzug. Bei jeder Station streckt er den Kopf zum Fenster hinaus, liest den Ortsnamen und stöhnt vernehmlich auf.

Nach vier oder fünf Stationen fragt ihn sein Gegenüber:

„Tut Ihnen etwas weh? Fehlt Ihnen etwas? Sie stöhnen so entsetzlich!“

Da antwortet er: „Eigentlich müsste ich aussteigen. Ich fahre in die falsche Richtung. Aber hier drin ist es so schön warm!“  (ohne Verfasser)

 

„Hast Du Angst? Sei mutig!“, so hieß der Vortrag, den ich vor kurzem vor über 400 Landfrauen in der Nähe von Würzburg halten durfte.

Mut ist eine Tugend, die selten geworden ist in einer Zeit, in der man alles absichern will, in der wir es uns lieber gemütlich einrichten als eine notwendige Richtungsänderung einzuschlagen.

 

„Ganz schön mutig“ sagen wir zu Menschen, die bereit sind, aufs Ganze zu gehen.

Ganz schön mutig ist es, wenn einer die Wahrheit sagt, auch wenn die Anderen sie gar nicht hören wollen.

Ganz schön mutig ist einer, der einem an­deren das Leben rettet - und sich dabei selbst in Gefahr bringt.

Ganz schön mu­tig ist einer, der dazwischen geht, wenn einer einen anderen mit Gewalt be­droht, wie es immer öfter auf offener Straße passiert.

 

Viele Menschen sagen, dass wir in unserer Gesellschaft zu wenige mutige Menschen haben, die be­reit sind, in solchen Situationen etwas zu riskieren.

Manchmal schauen wir einfach weg - oder uns verlässt aller Mut, wenn wir helfen müssten.

Ich bin davon überzeugt, dass man Jesus als einen sehr mutigen Menschen bezeich­nen kann. ER geht seinen Weg nach Jerusalem, obwohl er weiß, da sind Menschen, die ihm nach dem Leben trachten und ihn umbringen wollen.

 

Feine Herren und Damen lassen sich gerne bedienen. Diktatoren und Tyrannen gehen über Leichen. Wie anders ist da Jesus. Er erklärt den Seinen, dass der Sinn des Lebens darin liegt, für andere da zu sein, für sie etwas zu tun.

Leben wird nur fruchtbar, wo es sich verschenkt, vergeudet, wie das Weizenkorn, das im Sterben neu ersteht.

Jesus ist auch als Menschensohn kein Strahlemann, an dem das Leid abprallt.

Alles Menschliche hat er gekannt. Sein Gehorsam Gott, seinem geliebten Vater gegenüber macht ihn nicht klein und unfrei: Durch seinen liebenden Gehorsam ist er „der Urheber ewigen Heils“ geworden. Jesus kennt Angst, Verlassenheit und Schmerz. Gerade so und nur so ist er der Heiland, der Urheber unseres Heils. In großartigen Worten erinnert uns daran der Hebräerbrief.

 

Jesus geht nach Jerusalem, der heiligen Stadt, wo er seinen Tod finden wird!

Er geht diesen Weg nicht ohne Angst. Immer wieder wird deutlich, dass Je­sus selbst auch um diesen Weg ringt.

Aber er geht, er weicht diesem Weg nicht aus.

Und damit wird Jesus auch einer, von dem Menschen spüren, der ist bei mir, auch wenn ich selbst einen schweren Weg im Leben gehen muss. Wenn ich vielleicht große Sorgen habe oder wenn ich schwer krank bin: Jesus bleibt an meiner Seite, er verlässt mich nicht!

 

Jesus vertraut seinen schweren Weg seinem Vater an und gibt uns somit ein helfendes Beispiel von GOTTVERTRAUEN.

Am Ende darf Jesus erfahren, dass sein Weg ins Dunkel, in den Tod, ein ganz neuer überraschender Weg ins Licht, ins Leben ist.

Jesus erfährt in der Auferstehung, dass Gott zu ihm hält und ihn nie­mals losgelassen hat, auch wenn es so ausgesehen haben mag.

So werden es alle erfahren, die diesem Weg Jesu nachfolgen in ihrem Leben und dabei vertrauend wissen, dass JESUS sie begleitet. Amen.

 

Zur Meditation:

 

Die eigenen Fehler immer vor Augen.

Die eigenen Grenzen beständig im Blick.

Wer kann so über sich hinauswachsen?

 

Den Blick wenden auf Jesus hin.

Er schaut mich an, ich spüre,

es ist viel mehr möglich

in meinem Leben.

 

(Guido Groß)