Predigt am 4. Sonntag nach Ostern, Lj. C – 2022

(Lesung: Apg 13.14.43b-52; Evangelium: Joh 10, 27-30)


Im Evangelium haben wir davon gehört, dass Jesus folgenden Satz sagt: „Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir …“ Ich möchte heute den ersten Teil des Satzes herausnehmen und mir dazu Gedanken machen: „Meine Schafe hören auf meine Stimme …“.

 

Die Stimme eines Menschen sagt sehr viel über ihn aus, denn sie gehört zu seiner Persönlichkeit wie sein Gesicht. Stimme, Gesicht, Fingerabdruck sind einzigartig und individuell. Sie werden kriminaltechnisch verwendet und auch in der modernen Technik von Handys, Computer, Sicherheitssystemen oder ähnlichen Kommunikationssystemen helfen sie dabei, Zugänge zu ermöglichen oder zu verweigern.

 

Kein anderer Mensch hat genau dieselbe Stimme wie der andere. Unsere Stimme spielt eine große Rolle dabei, wie wir von anderen wahrgenommen werden. Sie verrät in etwa unser Alter, welches Geschlecht wir haben und durch Muttersprache und Dialektfärbung, woher wir kommen.

 

Aus dem Klang der Stimme lassen sich auch Rückschlüsse auf die Gefühlslage oder Stimmung des Sprechenden schließen. Ist er eher freudig, traurig, ängstlich oder ärgerlich? Mit Worten kann man anderen etwas vormachen, sie täuschen oder anlügen. Gefühlszustände aber sind im stimmlichen und sprecherischen Ausdruck viel schwerer zu verstellen.

 

Die Stimme eines vertrauten Menschen wirkt wie eine wohltuende Umarmung. Dies wurde sogar wissenschaftlich nachgewiesen. Eine Berührung eines wohlwollenden Menschen, ja sogar eines Tieres – Pferd, Hund, Katze – schütten Wohlfühlhorme aus. Eine vertraute Stimme kann ähnliches bewirken und den Stresspegel innerhalb kurzer Zeit nach unten senken. US-Forscher fanden z.B. heraus, dass Mamas Stimme sogar am Telefon bei Kindern zwischen sieben und zwölf Jahren beruhigend und tröstend wirkten.

 

Und jeder Hundeliebhaber weiß, dass der Tonfall und die Art der Stimme des „Frauchens oder Herrchens“ beim Hund Habacht oder Vertrauen auslösen. Jesus, der ein sehr guter Beobachter auch der Natur war, entdeckte zwischen Hirten und Schafen genau so ein Vertrauensverhältnis, das durch die Stimme des Hirten ausgelöst und genährt wird.

 

Er vergleicht sich dann mit so einem Hirten, der seine Schafe kennt und diese ihn. Sie kennen seine Stimme, sie vertrauen ihm, er lässt sie nicht zugrunde gehen und niemand wird sie seinem Schutz entreißen können. Da Jesus als wohlwollender guter Hirte eins mit dem himmlischen Vater ist – so sagt er es heute – deswegen kann er den Seinen auch ewiges Leben geben.

 

Für uns Christen ist es deshalb wichtig und für unser Wohlergehen notwendig, dass wir Jesu Stimme hören- und kennenlernen, damit wir durch ihn vor und in Gefahren geschützt bleiben. Wer Jesu Stimme kennt, muss ihn nur „anrufen“ und schon wirkt sie beruhigend, tröstend und stärkend auf uns. Immer wieder mit Jesus in Tuchfühlung kommen, immer wieder im lauten Alltag seine leise und wohltuende Stimme vernehmen lernen und immer wieder dadurch seine Umarmung und Begleitung spüren – das sind die wirklich hilfreichen und weiterbringenden Kommunikationen, die wir lernen dürfen.

 

Gebet:

 

"Jesus, schenke mir die Gnade des Hörens deiner Stimme und trainiere mich darin. Ich will, Herr, dass du in mein Leben hineinredest und dafür will ich lernen, mich und meine eigenen Gedanken zurückzunehmen.

Ich bitte dich, sprich zu mir und - egal was du sagst - , nicht meine, sondern deine Gedanken sollen mich und mein Handeln unterstützen und beeinflussen.

Ich will meine Gedanken loslassen. Ich möchte von dir hören und deine Gedanken annehmen, gerade auch das, was mir vielleicht nicht passt und dir auch dabei nachfolgen, denn du willst das Beste für mich, das weiß ich.

Bitte hilf mir dabei. Amen.“