Predigt am 4. Fastensonntag, Lj. B – 2018

(Lesung: Eph 2, 4-10; Evangelium: Joh 3, 14-21)


Wir wohnen heute einem Gespräch zwischen zwei Schriftgelehrten bei, Jesus und Nikodemus. Wir dürfen gleichsam als Zaungäste dabei sein und zuhören, wie Jesus einem Menschen, der nach Sinn und Gott sucht, darlegt, wie Gott zu uns Menschen ist.

 

Können Sie sich in Ihrem Leben an ein Gespräch erinnern, das Ihnen Raum zum Durchatmen, zum Aufatmen gab? Ein Gespräch mit jemandem, wo Sie schon während des Austausches spürten, dass Ihnen die Worte und die ganze Atmosphäre guttun. Ein Gespräch, wo Sie am Ende getröstet und gestärkt waren. Ein Gespräch, das noch lange in Ihnen nachwirkte, vielleicht bis zu diesem Zeitpunkt, wo ich Sie daran erinnere.

 

Solche Gespräche sind Labsal und Balsam für unsere Seele. Sie sind „Zeiten des Aufatmens“ im Hamsterrad des Lebens. Solche Gespräche sind selten und dadurch um so wertvoller. Sie geben uns Nahrung für lange Zeit.

 

Einen überaus wertvollen Satz aus diesem heutigen Evangeliumsgespräch zwischen Jesus und Nikodemus möchte ich nun in den Fokus unserer Wahrnehmung stellen: „Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.“

 

Für mich persönlich bedeutet das: Gott hat in meinem Leben nicht die Rolle eines Richters, der mich ständig beobachtet und be- oder verurteilt.

Sogar wenn ich Mist baue, hackt er nicht auf meiner Schuld herum, sondern zeigt mir Wege, wie es in meinem Leben besser weitergehen kann.  Gott will mich nicht richten, sondern retten.

 

Schon Mose errichtete in der Wüste ein Zeichen, zu dem man aufschauen konnte. Wer dies tat, wurde von all den Giftschlangen in den Abgründen des Lebens – Neid, Eifersucht, Gier, Wut, Aggression, Egoismus u.v.m. – gerettet. Wer im Laufe seines Lebens lernt, seinen Blick und seine Seele von den Niederungen des Alltages immer wieder aufzurichten, der wird den vielfältigen Todesbotschaften nicht hilflos ausgeliefert sein.

 

Die allgegenwärtige Todesnot in unserem Leben ist es, Gott aus den Augen zu verlieren, die Verbindung zu IHM zu kappen, runtergezogen zu werden, sich in Gottesferne zu verlieren, in falschem Denken, Fühlen und Tun.

 

Wie einst das Volk Israel während seiner Wüstenwanderung lernte, auf die erhöhte Schlange zu schauen, so können wir immer wieder auf Jesus, den am Kreuz Erhöhten schauen und uns von ihm sagen lassen: Schau auf mich! Ich habe all das Niedrige und Runterziehende überwunden. Halte dich an mir fest, dann halte ich Dich fest!

 

In den Krankenzimmern unserer Klinik sind Gott sei Dank immer noch Kreuze, die uns daran erinnern: Da ist einer, der Dein Leid mitträgt. Immer wieder darf ich erleben, dass Kranke das Kreuz, das meist gegenüber ihrem Bett sich befindet, im Blick auf den erhöhten Jesus Kraft finden in ihrem eigenen Leid.

 

Menschen, die mit Jesus zusammentrafen, müssen wohl das Gefühl gehabt haben, dass in seiner Umgebung das Leben immer neu anfangen konnte. Das war für sie wie eine Befreiung oder eine Linderung ihrer oft so schweren Lebenssituationen.

Die Begegnung mit Jesus machte diese Menschen wieder hoffnungsfroher.

 

Sinnvolle und Kraft gebende Gespräche und tiefe religiöse Symbole können uns helfen, unsere Situation bei so mancher Wüstenwanderung unseres Lebens leichter und besser zu ertragen. Halten wir unsere Sinne dafür offen, damit wir die Hilfen Gottes für uns sehen und auskosten können. Amen.