Predigt am 3. Sonntag i. Jkrs., Lj. B – 2018

(Lesung: Jona 3, 1-5.10; Evangelium: Mk 1, 14-20)


 

In der Lesung haben wir einen Spiegel vorgehalten bekommen: Wir wissen eigentlich, was zu tun ist, lassen es aber, weil wir zu bequem, zu feige oder sonst viele anderen Gründe haben, das eigentlich Notwendige nicht zu tun.

 

Jona will vor Gott und seinem Ruf, etwas für ihn zu tun, fliehen. Er will ganz weit weg von dieser Stimme, die er in sich hört, weg von dem Auftrag, den Gott für ihn hat.

Er tut alles, um sich abzulenken.

Er flieht vor dem Anruf Gottes an ihn genau in die gegengesetzte Richtung.

Er will seine Ruhe haben und nicht mehr erinnert werden ...

 

Das funktioniert aber nicht. Wir kennen das aus unserem eigenen Leben. Wie wir es drehen und wenden, wie wir eine Auseinandersetzung mit etwas Wichtigen vermeiden wollen, es holt uns immer wieder ein ... bis wir uns darauf einlassen.

 

Jona lässt sich nach seinen Fluchtversuchen vor dem Auftrag Gottes an ihn nun mit angezogener Handbremse und fast widerwillig doch darauf ein, damit er dann endlich doch seine Ruhe hat.

 

Und jetzt kommt das Verwunderliche und Überraschende. Gott kann sogar mit so einem mikrigen JA etwas anfangen. Jona verkündet der Stadt Ninive ohne echte innere Beteiligung, dass sie umkehren muss, wenn sie wegen ihrer falschen Taten nicht untergehen will. UND: Ninive hört auf dieses Wort und beginnt seine Veränderung durch Fasten und Umkehr.

 

Unglaublich, aber wahr! Gott kann sogar mit wenig Engagement seiner Berufenen Großes bewirken!

 

Das Evangelium spricht von spontanen Bekehrungen, spontanen Berufungen, die einem auch ziemlich unglaublich vorkommen. Jesus predigt am Ufer des See Genezareth und sofort lassen die Fischer alles stehen und liegen, verlassen ihren Beruf und ihre Familien und folgen Jesus nach.

 

Solche radikalen Wendungen aus dem Nichts sind meiner Meinung nach kaum möglich. Die Texte, die wir gehört haben, verschweigen uns ein wichtiges Detail:  Sie verschweigen uns, was die Menschen vor ihrer Umkehr beschäftigt hat. Sicherlich fragten sich die Menschen in Ninive schon vor Jona, ob sie das richtige Leben führten. Und sicherlich bewegte die Fischer eine Sehnsucht, die über ihren Beruf und das tägliche Fischen hinausging. Es fehlte nur der Anstoß, etwas zu ändern, der Mensch, der sie zum letzten Schritt ermahnte, wie Jona, oder der sie, wie Jesus, begeisterte und ihnen einen neuen Weg zeigte.

 

Heute ist das nicht anders. Es gibt Situationen, mit denen wir unzufrieden sind. In der Politik, in der Kirche, im Gesundheitswesen, eigentlich überall gibt es etwas, wo wir spüren, dass es reif ist für Veränderung, aber ...

 

Meist warten wir ab, lenken uns ab, lassen es einfach weiterlaufen und wundern uns dann, wenn die Gesamtsituation nicht besser wird.

Die entscheidende Frage ist aber, was wir gegen Missstände, was wir im Kleinen und dann auch im Großen tun können?

Wer oder was könnte uns dabei helfen?

 

Für den gläubigen Menschen ist folgender Gedanke bei aller Notwendigkeit zur Veränderung entscheidend: der Anstoß muss von Gott kommen, dann werden sogar zögerliche Veränderungsversuche Früchte tragen. Unser Weg ohne einen Bezug zu Gott führt in eine Sackgasse. Eine Veränderung zum Guten hin ist immer erst dann möglich, nachdem Gott auf uns zugekommen ist, er uns begegnet, er zu uns gesprochen hat. Es geht um das Hören auf Gottes Stimme in uns, es geht darum, das Gehörte nicht zu verdrängen, sondern im Gebet und dann später in der Tat darauf zu antworten.

 

Gottes Kommen zu uns bewirkt eine heilvolle Veränderung in uns und eine notwendige Umkehr in Richtung gelingendes Leben.

Und das Schöne dabei ist: Wenn dieser Prozess in Bewegung gekommen ist, dann geht er durch Gottes Begleitung wie von alleine weiter UND andere, Gleichgesinnte stoßen hinzu.

 

„Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, dann können sie das Gesicht der Welt verändern“, sagt ein afrikanisches Sprichwort. Und diese Wahrheit gilt nicht nur in Afrika, sondern auch hier bei uns. Wenn wir uns durch Gottes Geist anrühren lassen, dann können wir im Kleinen wie im Großen viel in Bewegung bringen. Amen.