Predigt am 3. Fastensonntag, Lj. B – 2018

(Lesung: Ex 20, 1-3.7-8.12-17; Evangelium: Joh 2, 13-25)


 

Auf die Frage eines Religionslehrers, was das Christentum sei, antwortet ein 15-jähriger spontan: »Christentum ist das, was man nicht darf«

Oder wir kennen wohl alle jenen bekannten Satz mit durchaus kritischem Wahrheitsgehalt:

»Alles, was Spaß macht, ist entweder verboten, ist eine Sünde oder macht dick und kostet viel Geld.«

Das ist scheinbar das Ergebnis nicht so sehr christlicher als vielmehr bürgerlicher Moral.

 

Zwei Aussagen, die die Einstellung vieler Mitmenschen zu den Geboten Gottes und zu denen der Kirche ausdrücken. Religiöse Gebote ‑ für viele verbinden sich damit gemischte Gefühle: Du sollst nicht, du darfst nicht!

Gedanken von Gängelband, Angst oder Drohung werden wach.

 

Andererseits wird heute von vielen Seiten der Ruf nach den „10 Geboten“ wieder laut. Man sollte sie wieder mehr den Kindern und Jugendlichen beibringen.

Würden sie besser eingehalten werden, stünde es auch besser ums Christentum und um unsere Gesellschaft.

Das ist sicher richtig, vorausgesetzt, die Beweggründe stimmen.

Werden Gesetze und Ordnung eingefordert, ist dieser Ruf ein moralischer Fingerzeig zum „Brav sein“, dann werden ihm kritische, mündige Christen eher misstrauen. Kommt er aber aus dem Hören auf Gottes Absicht und Willen, dann sollten wir ihm folgen.

 

Was aber sind hier Absicht und Wille Gottes? Sie stehen in dem oft vernachlässigten oder verschwiegenen, aber entscheidenden Satz, der den Geboten voran steht: »Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus der Sklaverei befreit hat« ‑

Ich bin der Gott, der dich liebt, der deine Freiheit will, der will, dass dein Leben gelingt.

Weil Gott so wohlwollend zu uns steht, deshalb, so heißt es im biblischen Sinn übersetzt weiter, „deshalb wirst du dich im Vertrauen auf Gott um ein menschenwürdiges Leben und Zusammenleben kümmern“.

 

So sind die „10 Gebote“ Worte zum Leben, Wegweiser im Alltag, die älteste Charta der Menschenrechte. Sie nehmen mir nicht die Freiheit, sondern erinnern an meine von Gott geschenkte Freiheit.

Sie sind – richtig verstanden - keine Kommandos, keine Befehle, keine Verbote. Sie sind ermutigende Appelle für den richtigen zwischenmenschlichen Umgang:

 

Ich werde eines jeden Menschen Würde achten.

Ich werde eines jeden Menschen Recht auf Leben schützen helfen.

Ich werde respektieren, was dem anderen gehört.

Ich werde mich aber auch bemühen,

den Armen und Zukurzgekommenen zu ihrem Recht zu verhelfen. 

Ich werde versuchen, Menschen, die im Leben hart geprüft werden,

wieder aufzurichten, sie zu trösten, ihnen beizustehen.

 

Gottes Gebote wollen mir Mut machen: Ich darf etwas wagen, Fantasie entwickeln, kritisch prüfen, damit das Leben und Zusammenleben aufmerksamer und vor allem menschenfreundlicher wird.

Und:  Ich werde mir die Sehnsucht nach einem zusammen mit Gott gelingenden Dasein nicht ausreden lassen! Amen.