Predigt am 28. Sonntag im Jahreskreis, Lj. A – 2017

(Lesung: Jes 25, 6-10a; Evangelium: Mt 22, 1-14)


Sie kennen sicher den berühmten „Münchner im Himmel":

Der Tag ist aufgeteilt in Frohlocken und Halleluja-Singen und zwischendurch gibt's Manna. Kurz ausgedrückt: ein langweiliger, fader Himmel, nicht erstrebenswert.

Ich habe den berühmten Kurzfilm wieder auf meine Homepage gestellt.

 

Welch ein herrliches, kraftvolles Gegenbild haben wir da gerade in der Lesung aus dem Buch Jesaja gehört: das Festmahl für alle Völker am Ende der Zeiten!

Wie heißt es so großartig? Ein Gelage mit feinsten Speisen und erlesenen Weinen! Klasse, das ist ein Leben! Auf diesen Himmel kann ich mich freuen!

 

Aber wir haben noch andere, wunderbare Worte und Bilder gehört, die wir uns anschauen sollten: Gott zerreißt die Hülle, die über allen Völkern liegt.

Das kann ich auch auf mich persönlich beziehen!

Wie vieles bleibt mir „verhüllt"! Ich verstehe mich selbst oft nicht.

Die Menschen, die mir nahe sind, sind mir oft ein Rätsel.

Ich will alles erkennen und verstehen und es gelingt mir nicht.

Und dann erst die schrecklichen, globalen Konflikte, der Terror, der wie eine schreckliche Hülle auf den Völkern liegt. Wir halten an der Vision fest, dass Gott selbst dem ein Ende bereiten wird.

 

Und dann steht da die tröstliche Aussage, dass der Herr den Tod für immer beseitigt und er selbst die Tränen von jedem Gesicht abwischt.

So handelt der mütterlich-väterlich zugewandte Gott. Welch ein bewegendes Bild!

Was treibt mir alles die Tränen in die Augen - die Schmerzen, die ich aushalten muss, die Trauer um verstorbene Menschen, die Wut aber auch die Grenzen, die ich an und in mir selbst verspüre.

Warum kann ich nicht großherziger sein? Warum sind manche Kräfte in mir so übermächtig? Warum streite ich immer wieder mit denen, die ich am meisten liebe? Das und vieles mehr treibt mir immer wieder Tränen in die Augen und macht mich oft so hilflos.

 

Und noch eine gewaltige Aussage finde ich in unserer Lesung: Er nimmt von seinem Volk die Schande hinweg. Auch hier möchte ich ganz persönlich fragen: Was ist denn meine Schande, meine Schuld, mein Vergehen, alles, was mich von Gott und den Mitmenschen trennt?

Alles, was ich am liebsten manchmal aus mir herausreißen möchte, was ich oft bereue und doch immer wieder tue.

Und da sagt unser Text - und das finde ich geradezu atemberaubend:

Das alles trennt mich nicht von Gott, das muss ich nicht selbst alles aufarbeiten, sondern: „Er nimmt die Schande hinweg", ohne Vorleistung, ohne Vorbedingung!

 

Ich finde, wir haben da eine wunderbare Lesung gehört. Und wenn der Prophet Jesaja mit der Verheißung endet: „Seht, da ist euer Gott", so können wir hinzufügen: „Seht, hier ist unser Gott“. Das Evangelium zeigt uns nämlich im Bild eines Hochzeitmahles, dass in Jesus Christus das Himmelreich angebrochen ist. Ein Reich, das einlädt. Und wer die Einladung nicht annimmt, der hat die Chance seines Lebens verspielt. Da ist Jesus Christus ganz deutlich in seinem Gleichnis. Keiner ist von der Einladung ausgeschlossen.

 

Was bin ich froh, dass wir ein Gespür haben, die Einladung zu hören und zu kommen und dabei große Überraschungen zu erleben: Leben in Fülle ... und das nicht erst im Himmel, sondern schon hier und jetzt.

Und wenn der Münchner im Himmel auch solche positiven Überraschungen erlebt hätte, dann wäre er dort gerne geblieben ... Amen.