Predigt am 23. Sonntag im Jahreskreis, Lj. A – 2017

(Lesung: Röm 13, 8-10; Evangelium: Mt 18, 15-20)


Wer will, dass seine Beziehung zu einem anderen Menschen, zu einem Lebens- oder Ehepartner, eine langanhaltende sein soll, der darf im Laufe der Zeit lernen, ihn so anzunehmen, wie er ist. Wer den anderen immer wieder nach seinen Vorstellungen ändern will, dem wird es nicht gelingen und er wird viel Unfrieden haben. Denn auch wir wollen von anderen so angenommen wie wir sind und nicht so, wie er uns haben möchte.

 

Wer andere Menschen – nicht nur die Lebens- oder Ehepartner – immer nur auf ihr fehlerhaftes Verhalten anspricht, erntet Antworten wie: „Ich bin halt so“ oder im schlimmsten Falle „Wenn es dir nicht passt, dann kannst du ja gehen“.

 

Es stimmt: Wir sind nicht auf der Welt, um so zu sein, wie andere uns gerne hätten!

Interessanterweise wollen und können sich Menschen verändern, wenn Sie in ihren Eigenarten grundsätzlich angenommen werden. Diese Annahme und das Vertrauen, dass der andere es gut mit mir meint, ermöglichen Veränderung. Genau wie im Leben überhaupt: Wer scheinbar Unveränderliches lernt anzunehmen und zu akzeptieren, der schafft einen Freiraum, in dem Veränderung möglich ist. „Wenn Du etwas nicht ändern kannst, dann ändere Deine Einstellung dazu“ – das ist ein sehr weiser Rat aus der Psychologie.

 

Dass es dort, wo Menschen zusammenleben, manchmal Auseinandersetzungen, Konflikte und Streit gibt, das ist normal. Auch in den besten Kirchengemeinden kommt das vor. Dass Gott dann aber eine Rolle im Leben der Menschen spielt, wird gerade daran erkennbar, wie die Menschen in der Gemeinde mit ihren Konflikten umgehen.

Die heutige Lesung und auch das Evangelium geben uns hierfür grundsätzliche Tipps:

-       Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Wie dich selbst! Lerne, dich selbst anzunehmen und zu lieben. Dann gelingt dir auch die Liebe des anderen, der oft so ganz anders ist ...

-       Liebe tut grundsätzlich nichts Böses. Sie fühlt, denkt und handelt immer vom anderen her und sieht das große Ganze, das Gemeinsame.

-       Wenn etwas schiefläuft mit jemandem anderen, dann suche das Vieraugengespräch und nicht das Reden über ihn. Wenn das nichts hilft, dann ziehe vertrauenswürdige Personen zu Rate. Und wenn das nichts hilft, dann wird es eine Sache für „die Gemeinde“, für Sachkundige und auch Rechtsbewanderte. Wenn all das nichts hilft, dann hilft nur „der Schnitt“, die Trennung, die Scheidung, der Ausschluss, die Distanz.

 

Beide Texte, die Lesung und das Evangelium zeigen das größere Ziel, das hinter all den Bemühungen im zwischenmenschlichen Miteinander steht: Es geht nicht darum, Schuld hin- und herzuschieben und es geht nicht darum, dem anderen Schuldgefühle einzureden. Es geht vielmehr darum, füreinander Verantwortung zu übernehmen, damit Leben gelingen kann – eigenes und das Leben der anderen. Liebende Sorge ist angesagt und nicht verletzende Absicht. Rücksichtsvoller Umgang miteinander gibt dem anderen die Chance, sein mögliches Fehlverhalten zu erkennen und sich dadurch weiterzuentwickeln.

 

Eine Kalenderweisheit bringt dies in gute Worte: „Jeder, der mich so akzeptiert, wie ich bin, hat mit Sicherheit viel Freude mit mir und immer einen treuen Freund an der Seite.“

 

Für gläubige Menschen kommt noch ein weiterer wichtiger Punkt hinzu, wie das Evangelium von heute auch sagt: "Alles, was zwei oder mehr von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen."

Es geht um das Gebet, auch um das Gebet füreinander, gerade auch dann, wenn andere Hilfsmittel nicht richtig greifen.

 

Das Gebet hilft uns, unsere Schwierigkeiten aneinander und miteinander in einen größeren Rahmen zu bringen und dabei die Augen und Ohren offen zu halten für vorher nichtgeahnte Lösungen. Probieren Sie es aus, es funktioniert! Amen.