Predigt am 2. Sonntag nach Ostern, Lj. B – 2018

(Lesung: 1 Joh 5, 1-6; Evangelium: Joh 20, 19-31)


 „Acht Tage ist es her, acht Tage nach der Katastrophe, nach dem Tode Jesu. Es kommt keine Ruhe herein. Einige der Jüngerinnen und Jünger reden von der Auferstehung des Herrn. Jesus Christus soll nicht tot sein, er soll leben. Was reden die da alle? Warum können sie ihn nicht ruhen lassen, auch wenn wir alle nicht wissen, wo sein Leichnam geblieben ist.“

 

So mag Thomas, einer der Jünger Jesu gedacht und gefühlt haben.

 

„Erst macht Maria Magdalena den Petrus verrückt. Und der lässt sich auch von diesem Auferstehungsglauben infizieren.

Es ist vorbei! Warum können sie es nicht verstehen?

Engel am Grab wollen sie gesehen haben. Was soll das?

Jesus soll durch verschlossene Türen in einen Raum gekommen sein, wo die anderen sich getroffen haben. Friede sei mit Euch, soll er gesagt haben!

Und ich war nicht dabei.

Ich würde schon gerne glauben, aber das Alles kann doch nicht wahr sein...“

 

So und ähnlich geht es auch unzähligen Trauernden, die das Liebste verloren haben. Es wird hier viel geforscht. Trauerprozesse und Trauerphasen werden analysiert, um das Unbegreifliche einordnen und begreifen zu können. Und doch gelten die Fakten: Jemand, der da war, mein Leben begleitete und bereicherte, jemand, den ich liebte, ist nicht mehr hier, nicht mehr bei mir, nicht mehr greifbar. Dieser Verlust eines geliebten Menschen bleibt lange wie eine offene Wunde präsent und hinterlässt Narben in der Seele.

 

So finden sich viele Menschen vielleicht in Thomas aus dem heutigen Evangelium wieder, der nicht glauben wollte oder konnte, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, wenn ihm nicht ein handfester Beweis geboten würde. Sein Verstand kannte nur die Fakten und er sagte: „Nein, das gibt es nicht!“

Bis seine Augen und sein Herz von Jesus selbst geöffnet wurden und er vor lauter Freude nur noch sagen konnte: „Mein Herr und mein Gott!“

 

Viele Umfrageergebnisse über den christlichen Glauben in unserem Land belegen, dass der Glaube an den auferstandenen Jesus in unserer Zeit sehr schwach ist. Nur etwa ein Drittel der Christen (!) glaubt an die Auferstehung, die anderen sind Zweifler oder Leugner.

Insofern hat die Geschichte des zweifelnden Apostels Thomas, die uns das heutige Evangelium erzählt, eine sehr aktuelle Bedeutung.

 

„Wie schön wäre es doch, wenn ich glauben könnte. Wie gerne würde ich ihn sehen und meine Hoffnung, all das, was ich in ihn reingelegt habe, wiederbekommen. Warum kann ich es nicht wie die anderen glauben, dass ER lebt, neu lebt.“

 

Das Wunderbare an der Thomasgeschichte ist aber vor allem, wie Jesus mit Thomas umgeht. Jesus nimmt ihn mit seinem Zweifel an, ja, er geht sogar auf seine Bedingungen ein.

 

So dürfen auch wir damit rechnen, von Jesus mit unseren Fragen und Zweifeln angenommen und ernstgenommen zu werden. Die Geschichte des Thomas endet aber mit einem eindeutigen Hinweis: „Selig, die nicht sehen und doch glauben!“

 

Lassen wir Jesu Botschaft mehr mit dem Herzen und unserer Sehnsucht an uns heran und weniger mit dem Kopf. Machen wir uns auf die Suche nach neuen Jesusbegegnungen und Jesuserscheinungen, dann können wir innerlich berührt werden. Öffnen wir ihr unser Herz, damit der Glaube an den Auferstandenen in uns immer mehr wachsen kann.

 

Denn die Geschichte Jesu endet nicht mit dem Tod, sie wird weitergeführt, mit allen Wunden, mit der je eigenen, verwundeten und der wunderbaren Geschichte dieses geliebten Menschen. An den Wunden erkennen die Jünger den Auferstandenen. Die Wunden und Narben unseres Lebens begleiten uns. Sie zeugen aber auch von der tiefen inneren Heilungskraft in uns. Leben will leben. Leben will heilen. Leben will neu werden.

JESUS ist das neue heile Leben. Wer ihn findet, wird ganzheitlich heil. Amen.