Predigt am 2. Sonntag i. Jkrs., Lj. B – 2018

(Lesung: 1 Sam 3, 3b-10.19; Evangelium: Joh 1, 35-42)


 

Kennen Sie das: Sie haben sich beim Telefonieren verwählt und jemanden angerufen, den sie gar nicht anrufen wollten. Manche legen einfach wieder auf, was unhöflich ist. Ich habe als Jugendlicher gelernt, dass man sich wenigstens entschuldigt, wenn man sich verwählt hat. Der Angerufene wird das dann sicherlich verstehen.

Wenn Sie sich aber mehrfach verwählen und immer beim gleichen Adressaten landen, dann kann das für beide Seiten sehr ärgerlich werden.

 

Leider gibt es heute vermehrt Werbeanrufe, die man nur durch ein resolutes „NEIN – kein Interesse“ abwehren kann. Ganz schlimm sind sog. Stalker, die einen permanent anrufen, weil sie einen ärgern wollen. Mittlerweile gibt es leider auch richtige Banden, die gezielt ältere Menschen anrufen, um den sog. Enkeltrick zu machen. Sie wollen dabei von den Angerufenen Geld bekommen und leider funktioniert das auch immer wieder.

 

Heutzutage muss man sich also vor Falschanrufern, Betrügern und nervenden Werbetelefonaten schützen. Dazu gibt es einige Verhaltensregeln. Leider ist eine Nebenwirkung, dass wir nicht mehr unbelastet ans Telefon gehen, sondern eher kritisch und leicht abwehrend sind.

 

Mit einem dreimaligen Missverständnis hat die heutige Lesung aus dem Buch Samuel begonnen. Der junge Tempeldiener Samuel meint wiederholt, dass der betagte Priester Eli im Tempel ihn gerufen habe.

Dreimal hintereinander, das kann kein „Falschanruf“, kein Missverständnis mehr sein. Da wird sogar der alte Priester Eli nachdenklich und findet die Antwort: Das muss dann wohl Gott gewesen sein, der Dich, Samuel, „angerufen“ hat.

 

Hat Gott SIE schon einmal „angerufen“?

Ich meine diese Frage ganz ernst.

Wir sind in unserer modernen Zeit permanent online, auf Abruf, erreichbar, da muss man sich schon vor solchen unvorhergesehenen „Anrufen“ schützen. Das Problem dabei ist, dass Gott meist leise spricht und wir ihn dann gar nicht mehr wahrnehmen.

Genau das ist auch das Problem der modernen Zeit: Wir leiden oft darunter, dass wir wenig von Gott spüren, dass das Wort Gottes in unserem Leben so selten geworden ist. Zumindest können wir es in unserer lauten Umwelt nicht mehr hören ...

 

Die Nacht ist eine beliebte Zeit für Gott, um sich bemerkbar zu machen.

Bei Nacht sind wir untätig, da ist es still, da schlafen wir.

Das ist die Pforte für Gott; da kann er tätig werden. Da verhindern wir nicht sein Wirken durch unsere Geschäftigkeit, Ruhelosigkeit, unsere eigenen Gedanken und Pläne, durch unsere Wünsche und Vorstellungen.

 

Die Reaktion auf einen echten Anruf Gottes, die Antwort ist immer eine ähnliche:

Bei Samuel lautet sie schlicht und einfach: „Rede, Herr, dein Diener hört“.

Bei Maria heißt sie: „Siehe, ich bin eine Magd des Herrn, mir geschehe, wie du gesagt hast.“

Und bei Franz von Assisi heißt es: „Mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens".

 

Ein Finanzbeamter – man höre und staune – , Hugo Ganslmayer, hat dieses berühmte Friedensgebet für die moderne Zeit umformuliert. Dieses Gebet zeigt uns, dass Gott auch heute noch ruft und beruft:

 

Mach mich, Herr, als Werkzeug besser,

aus mir ein Schweizer Taschenmesser!

Mit scharfer Klinge, um zu trennen,

wo sich Lügen Wahrheit nennen.

Mit einer Schere, abzuschneiden,

wo uns Schuld verstrickt in Leiden.

Denn so kann ich besser ein

Werkzeug deiner Hoffnung sein.

 

Mach mich, Herr, als Werkzeug besser,

aus mir ein Schweizer Taschenmesser!

Mit einem Kompass, die zu führen,

die grad deinen Geist nicht spüren.

Mit einer Lupe, um zu sehen,

wo kleine Wunder schon geschehen.

Denn so kann ich besser ein Werkzeug deiner Liebe sein.

 

Mach mich, Herr, als Werkzeug besser,

aus mir ein Schweizer Taschenmesser!

Mit Drehaufsatz, um dort zu schrauben,

wo was lose wird im Glauben.

Samt Korkenzieher, auf dass offen

dort dein Geist fließt, wo wir hoffen.

Denn so kann ich besser ein

Werkzeug deines Friedens sein.

 

Amen.