Predigt am 18. Sonntag i. Jkrs., Lj. C – 2022

(Lesung: Koh 1, 2; 2, 21-23; Evangelium: Lk 12, 13-21)


Vielleicht haben Sie ja mitbekommen, dass zur Zeit in Salzburg wieder die Festspiele stattfinden. Jedes Jahr wird dort der "Jedermann" aufgeführt. Es geht da um´s Leben, um´s Sterben und um´s Rechenschaft-ablegen. Das sind auch die drei Punkte meiner heutigen Predigt: Leben, Sterben und Rechenschaft des reichen Mannes.

 

Der Stoff, aus dem der Dichter des „Jedermann“, Hugo von Hofmannsthal, schöpfte, ist uralt, immer aktuell und zeitlos. Dem Text liegt eine große Lebensweisheit zugrunde. Ich vermute, dass Hofmannsthal das heutige Evangelium gekannt hat. Für mich ist es das Evangelium vom "Jedermann". Unter "Jedermann" ist natürlich jeder Mann und auch jede Frau gemeint.

 

LEBEN

 

Eine Frau sagte vor kurzem zu mir: "Wer Geld hat, kann sich alles leisten. Dem geht es gut". Der Mythos über das Geld und den Reichtum ist bei Jung und Alt gewaltig. Dieser Mythos hat sich durch alle Jahrhunderte gehalten. Doch kann keiner von uns sein Leben durch Reichtum letztlich absichern. Ich habe immer noch das Bild eines der reichsten Männer der Welt, Steve Jobs – Gründer von Apple – in Erinnerung, wie er trotz all seines Geldes ausgemergelt den Kampf mit dem Krebs verlor.

 

Die reichen Leute tun oft so, als ob ihr Glück vom Hab und Gut abhänge. Sie schirmen ihr "Paradies" vor den Nächsten durch Mauern, elektronische Anlagen und Zäune ab. Sie brauchen Gott nicht, weil es ihnen gut geht und weil sie sich selbst für den Mittelpunkt von allem halten. Sie sagen sich: "Mensch, du hast einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink, und freu dich des Lebens!"

Doch Gott sprach zu dem Reichen im Evangelium: "Du Narr! Noch in dieser Nacht wirst du sterben. Du musst alles zurücklassen. Für wen hast du deine Schätze gesammelt?"

 

STERBEN

 

Von Philipp Neri, dem fröhlichen Heiligen aus dem 16. Jahrhundert, wird folgende Geschichte erzählt: In Rom begegnete er einem Studenten der Rechtswissenschaft. Dieser erzählte ihm begeistert von seinen Plänen, er wolle ein erfolgreicher Anwalt werden. Der Heilige fragte ihn: „Und dann?“ „Ja, dann werde ich ein berühmter Anwalt sein“, antwortete der Student. „Ich werde viel Geld verdienen, heiraten und ein Haus bauen.“ „Und dann?“, fragte Philipp Neri weiter. „Dann werde ich viel Geld gespart haben, mich zur Ruhe setzen und mein Alter genießen.“ „Und dann?“ „Ja“, zögerte der Student „dann werde ich wohl oder übel auch mal sterben müssen.“ Und nun fügte der Heilige leise und ein wenig schmunzelnd hinzu: „Und dann?“ Der junge Mann schreckte auf und suchte nach einer Antwort …

 

… und suchte eine Antwort … ob er sie wohl fand … und warum erst jetzt stellt er sich die eigentlichen Fragen: Wozu das ganze Leben, wenn es sowieso aufhört? Hört es auf – gibt es danach etwas … und was? Und wenn Ja, … habe ich dann mit all dem Schaffen und Raffen und nur Um-mich-selbst-Kreisen auf das falsche Pferd gesetzt …

 

Ja, der Traum vom schönen Leben des reichen Mannes, der reichen Frau, ist bald zu Ende. Denn die Jahre verfliegen im Nu. Was kommt dann?

 

RECHENSCHAFT

 

Dann muss jeder Rechenschaft von seiner Verwaltung ablegen. Denn alles ist nur geliehen. Bei Hugo von Hofmannsthal geht der reiche Mann nicht unter, sondern heim zu Gott. "Vieles geht zu Ende, nicht aber die Treue Gottes", sagte einmal der gütige Papst Johannes XXIII. Das Vertrauen und der Glaube an Gottes Treue rettet den reichen Mann.

 

Im Evangelium jedoch wissen wir nicht, wie der Mann auf Gottes Ruf reagiert. Vielleicht bin ich selbst damit gemeint. Vielleicht sagt Gott auch manchmal zu mir: "Du Narr!"

 

Die alte Lebensweisheit „Was immer du tust, sei klug und bedenke das Ende“ sollten wir wieder mehr bedenken lernen. Denn, wenn wir uns die letzte Frage stellen, dann ist unser Glaube gefragt, unsere Grundeinstellung zu Jesus Christus und seiner alles verändernden Auferstehung, die wir nun auch wieder in dieser Eucharistie feiern dürfen.

 

Wenn ich lerne, auf Gottes Ruf zu hören, dann werde ich weise. Gern gehe ich dann heim zu Gott. Es beginnt für mich endlich der „Feierabend“ im eigentlichen Sinne. Dann darf ich ein Leben in Fülle genießen. Und dann, dann bin ich wirklich reich. Amen.