Predigt am Hochfest der Geburt Johannes des Täufers, Lj. B – 2018

(Lesung: Jes 49, 1-6; Lesung: Apg 13, 16.22-26; Evangelium: Joh 19, 31-37)


 

„Nomen est Omen!“

 

Sie kennen sicherlich diesen Ausspruch, der so viel bedeutet, dass der Name ein Zeichen ist, dass der Name eine tiefere Bedeutung hat. Der Name und der Vorname eines Menschen können sogar zu seinem Lebensprogramm werden.

Irgendwie liegt ein Zauber auf unseren Namen, auch wenn man das heutzutage bei Namensgebungen wie Kevin, Chantal, Peggy Sue oder Talula wirklich in Frage stellen muss. Mittlerweile gibt es bei deutschen Standesämtern eine Liste von Namen, die Kindern nicht gegeben werden dürfen. Darauf finden sich Worte wie Störenfried, Agfa, Lenin, Schnucki, Kain, Judas, Lucifer oder Satan. Es ist manchmal wirklich unglaublich, mit welch Unbedachtsamkeit Eltern ihren Kindern durch eine falsche Namensgebung der Lächerlichkeit und Bloßstellung preisgeben oder sogar eine soziale Benachteiligung auferlegen.

 

Es ist noch nicht lange her, wo christliche Eltern ihren neugeborenen Kindern bewusst und überlegt einen Namen gaben, der für sie oder die Familie eine besondere Bedeutung hatte. Die Namen von Opa, Oma, der Taufpaten, der Klosterschwester in der Familie, des Vaters oder der Mutter waren oft eine Orientierungshilfe, aber auch sehr oft die Namen von besonderen Heiligen. Es gab eine Zeit, wo das Kind den Namen des Tagesheiligen bekam, der an diesem Tag gefeiert wurde. Die Menschen sahen damals einen tieferen Zusammenhang mit ihren Ahnen und mit vorbildlichen Menschen.

 

Es gab auch Zeiten, in denen die politischen Verhältnisse dafür sorgten, dass Eltern ihren Kindern Namen wie Friedrich (Friedrich der Große), Wilhelm (Kaiser Wilhelm II.), Adolf (Adolf Hitler) oder Benito (Benito Mussolini) gaben. Diese Zeiten sind Gott sei Dank vorbei ...

 

Wer sich mit der tieferen Bedeutung von Namensgebung beschäftigt, der entdeckt den Zauber von „Nomen est Omen“ neu. Der Vorname kann wirklich zum begleitenden und bestimmenden Lebensprogramm eines Menschen werden. Psychologen entdeckten schon Anfang des 20. Jahrhunderts die determinierende, also bestimmende Kraft von Vornamen und eine unbewusste „Verpflichtung“ durch das Tragen eines bestimmten Namens (http://www.sueddeutsche.de/wissen/psychologie-wie-der-name-unser-schicksal-praegt-1.691365).

Nachdenklich stimmend machen neuere Untersuchungen, dass sogar Pädagogen, die es eigentlich besser wissen müssten, starke Vorurteile mit manchen Vornamen haben und diese sogar in ihre Notengebung einfließen lassen (http://www.karriere.de/karriere/namen-machen-leute-10390/2/).

 

Was hat das alles mit unserem heutigen Hochfest „Johannes der Täufer“ zu tun? Sehr viel, denn sein Name bedeutet so viel wie „Gott ist gnädig“. Sein Leben stand unter einem besonderen Stern.

 

Seine Eltern Elisabeth und Zacharias bekamen einfach keine Kinder bis ... ja bis Gott eingriff. Sein Name „Johannes – Gott ist gnädig“ spiegelt die ganze Leidensgeschichte eines kinderlosen Paares. Dieser Name steht auch für die große Dankbarkeit Gott gegenüber, der sich gnädig zeigte und neues Leben schenkte. UND sein Name steht auch dafür, dass Zacharias und Elisabeth sich nicht dem Druck der Verwandten und der Familientradition beugten und ihm deswegen eben nicht den Namen Zacharias gaben. Sie gaben ihm einen Namen mit großer religiöser Bedeutung. Sie bezeugten dadurch ihren Glauben an einen gnädigen Gott.

 

Auch das Datum des heutigen Festes, der 24.6., hat eine hohe Symbolkraft. Das Fest liegt sechs Monate vor dem Hl. Abend/Weihnachten, dem Fest, wo die Geburt Jesu Christi gefeiert wird. Diese Zuordnung ist aus dem Lukasevangelium (1,26–38) abgeleitet: Dort wurde es vom liturgischen Datum der Geburt Jesu her errechnet, nämlich drei Monate nach Mariä Verkündigung und sechs Monate vor Weihnachten. Dazu passend ergab sich für das Kirchenjahr zudem das heidnische Datum der Sommersonnenwende (21. Juni) sowie der Wintersonnenwende (25. Dezember).

 

Wie faszinierend ist es dann auch, diese Sonnwendfeste mit einer Aussage Johannes des Täufers in Einklang zu bringen, wenn er in Bezug auf Jesus sagt: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“ (Joh 3,30). Diese Worte bezog man auf die Sonne, da Jesus in der frühen Kirche im Symbol der Sonne gesehen wurde, weshalb auch die meisten Kirchen nach Osten, zur aufgehenden Sonne ausgerichtet sind. Aus diesem Grund wurden dann auch die heidnischen Sonnenwendfeuer zu Johannisfeuern, um die reinigende und energetisierende Kraft des Glaubens zu betonen.

 

All das und noch viel mehr will uns zeigen, dass Namen eben nicht wie „Schall und Rauch“ sind, dass sie helfen können, uns an Höheres, Kraftgebendes, Tragendes und Sinnstiftendes zu binden. Wer nämlich lernt, seinen „Karren an einen Stern zu binden“ (Leonarda da Vinci), wer also sein Leben mit etwas Höherem verbindet, der wird Blockaden überwinden und weiterkommen.

 

Es kommt darauf an, für welchen Stern man sich entscheidet. Johannes der Täufer war mit seinem Leben der Wegweiser zur Sonne, zu Jesus Christus. Wer sich an ihn und Jesus hält, dessen Leben wird leuchten. Amen.