Werde dein eigener Lebensunternehmer

Pater Christoph sprach am 9.03.2016 in Marktzeuln über

die 10. Gebote des 21. Jahrhunderts


Marktzeuln. Vor einem sehr interessierten und fasziniert lauschenden Publikum hielt Pater Christoph Kreitmeir im Jugendheim Marktzeuln den Vortrag: „Definiere deinen Lebenssinn neu – die Zehn Gebote des 21. Jahrhunderts“. Dazu waren besonders viele Gäste aus den Pfarrgemeinden der Umgebung gekommen.

 

Pfarrgemeinderatsvorsitzender Helmut Kießling begrüßte den Referenten gleich mit der Frage, ob die Zehn Gebote heute denn anders lauten als die bisher bekannten. Im Laufe des Vortrags wurde deutlich, dass die jahrtausendealten Texte immer noch als Wertefundament für das menschliche Zusammenleben dienen, allein die Ausführungen müssen den Lebenswirklichkeiten der heutigen Menschen angepasst werden.

 

Laut dem Spiegel kennen viele Menschen heute die Zehn Gebote nicht mehr, erschreckenderweise angeblich auch 40 Prozent der angehenden Theologen. Auf die Frage von Pater Christoph an die Zuhörer, wie es denn mit ihnen stehe, kam von den Älteren die Aussage, dass sie als Kinder die Gebote „eingetrichtert“ bekamen und sie die Gebote deshalb bis heute im Gedächtnis haben und leicht aufsagen können.

 

Beim modernen Menschen kommt die Aussage „du sollst“, wie die Zehn Gebote beginnen, schlecht an. Anstelle des Befolgens der Zehn Gebote als Gebote Gottes macht sich eine Ethik der Nützlichkeit breit gemäß dem Motto: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu“.

 

Gleichzeitig wissen viele nicht mehr, woran sie sich halten sollen. Der Referent bezeichnete Deutschland als eine verunsicherte Nation, nichts gilt mehr, Gott kommt im Alltagsleben nicht mehr vor. Die Menschen wissen nicht mehr, wem und was sie trauen sollen. Papst Benedikt XVI. beklagte einst die „Diktatur des Relativismus“: Wenn alles gleich gültig ist, wird alles gleichgültig.

 

Im Religionsunterricht sind die Zehn Gebote kein ernst zu nehmendes Thema mehr. Eine besondere Aufgabe kommt laut Pater Christoph deshalb den Großeltern zu. Er ermutigte sie, sich Zeit dafür zu nehmen, mit den Enkeln zu beten und von Gott zu erzählen. Damit werde ein gesundes Urvertrauen grundgelegt, Gottvertrauen werde weitergegeben. Er bezeichnete das als Schatz, der bleibt, wenn nichts mehr bleibt. Ein weiterer Schatz für Notzeiten sind Grundgebete und Lieder, die man auswendig kann. Sie haben eine tiefe Kraft und können das Leben retten.

 

Was zählt in einer pluralisierten Gesellschaft? Wie geht es weiter mit einer postmodernen Kultur, wenn nichts mehr trägt? In den Anforderungen der modernen Zeit wie Leistungsdenken, Mobilität, Flexibilität, Individualität sucht der Mensch nach Sinn. Der Mensch an sich ist ein Sinnsuchender. Nach Viktor E. Frankl erträgt der Mensch fast alles, wenn er weiß wofür. Daraus entwickelt sich eine neue Werte- und Leitbilddiskussion. So will u. a. der Bund Katholischer Unternehmer als Netzwerk seinen Mitgliedern Orientierungshilfe anbieten, nach denen sich der Einzelne im Alltag richten kann, wenn er sein Unternehmen wertorientiert führen will. Der Zukunftsforscher Horst Opaschowski hat in seinem Buch „Das Moses Prinzip“ die Zehn Gebote des 21. Jahrhunderts formuliert. Er plädiert darin für eine zukunftsfähige Gesellschaft, die auf Werten von Vertrauen, Verlässlichkeit und Verantwortung fußt. So heißt es darin:

 

1. Definiere deinen Lebenssinn neu: Werde dein eigener Lebensunternehmer.

2. Verwechsle deinen Lebensstandard nicht mit deiner Lebensqualität.

3. Mach die Familie zur Konstante deines Lebens und ermutige deine Kinder zu dauerhaften Bindungen.

4. Knüpf dir ein verlässliches soziales Netz.

5. Hilf anderen, damit auch dir geholfen wird.

6. Verdien dir deinen Lebensunterhalt – durch Arbeit oder gute Werke.

7. Mach dein persönliches Wohlergehen zum wichtigsten Auswahlkriterium. Und kauf nur das, was du wirklich willst.

8. Nutze Krisen im Leben als Chance für einen Neubeginn.

9. Suche die Halt- und Ruhepunkte deines Lebens wieder.

10. Mach nicht alle Träume wahr. Heb dir für deine Lebensplanung noch unerfüllte Wünsche auf.

 

Das Publikum dankte dem Referenten mit langanhaltendem Applaus für dessen engagierten Vortrag und nutzte die Möglichkeit, Bücher zum Thema zu erwerben und die Syrienhilfe der Franziskaner durch den Kauf verschiedener, von Ingeborg Hamisch gefertigter Artikel zu unterstützen.

 

Pfarrer Diter Glaeser überreichte dem Franziskanerpater die Kollekte der Vesper zum 10-jährigen Bestehen des Seelsorgebereichs Steinach-Rodach-Main ebenfalls für die Syrienhilfe, der dies als Zeichen der Verbundenheit wertete und die Spende sehr erfreut annahm.


Artikel: Waltraud Kießling