Unsere Gedanken - Unser Schicksal


Vortrag am 6. Oktober 2015 zum Thema "Achtsamkeit - ein Medikament gegen Stress und Hektik" in Ingolstadt


P. Christoph Kreitmeir OFM sprach über den guten Umgang mit dem, was uns im Kopf herumgeht:

 

Es war eine Übung, die es in sich hatte: "Versuchen Sie mal eine Minute lang an nichts zu denken", forderte Referent P. Christoph Kreitmeir die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an seinem Vortrag zum Thema "Achtsamkeit" im Dr.-Eck-Saal im Ingolstädter Canisiuskonvikt auf. Dass dies kaum jemand gelang, verwunderte den Franziskaner aus Vierzehnheiligen nicht – ist doch die Kraft der Gedanken oft übermächtig groß und lässt sie sich nur mit viel Übung vom Willen beeinflussen.


Aber diese Beeinflussung ist möglich. "Ich bin nicht meine Gedanken, sondern ich habe sie", machte der Ordensmann deutlich. Und wenn es mir gelingt, mehr und mehr Herr meiner Gedanken zu werden, so wird mein Leben erfüllter sein.

 

Was das bewusste Beherrschen der Gedanken möglich macht, zeigen nicht nur Fakire, die, ohne dass es ihnen weh tut, auf spitzen Nägeln sitzen – es wurde etwa auch deutlich bei der heiligen Anna Schäffer, die durch ihren tiefen Glauben an Gott jahrzehntelang maßlose Schmerzen ertragen konnte. Und auch P. Christoph, der gerade eine schwere Operation hinter sich hatte, die ihm immer noch Schmerzen bereitete, konnte aus eigener Erfahrung sagen: Durch die Kraft der Gedanken kann ich sogar Schmerzmedikamente reduzieren.

 

Doch der gute Umgang mit den Gedanken vermag noch mehr zu leisten. P. Christoph zitierte einen uralten Spruch, aus dem sehr viel Lebenserfahrung spricht: "Achte auf dein Schicksal – indem du jetzt auf deine Gedanken achtest." So sind wir es oft – durch das Denken in unserer Gesellschaft – gewohnt, primär das Negative zu sehen. Sinnvoll ist es aber immer, zunächst einmal das Positive in den Dingen und Menschen zu entdecken. Und P. Christoph machte deutlich: Wenn ich positiv auf andere Menschen zugehe, stärkt das die anderen.

 

Gedanken sollte man – entsprechend einer Empfehlung des altgriechischen Weisheitslehrers Sokrates – jeweils durch drei Siebe filtern: das Sieb der Wahrheit, des Guten und der Notwendigkeit. Ist ein Gedanke weder wahr, gut noch notwendig, dann, so P. Christoph: "Vergessen Sie's!"


Kraft der Gedanken kann ich auch belastende Realitäten, die nicht zu ändern sind, annehmen – gerade Leiden und Tod. Entscheidend ist nämlich immer unsere persönliche Einstellung zu den Dingen. Und hier sind auch Spiritualität und Religiosität eine exzellente Hilfe. P. Christoph warnte vor einer rein materialistischen Einstellung, die die geistig-geistliche Welt völlig außer Acht lässt. Wenn nämlich nur das Materielle – Geld, Besitz, körperliches Wohlergehen – eine Rolle spielt, dann ist darüber ein Nichts, ein Vakuum. Und so ist der Verlust von religiöser Gläubigkeit gefährlich – er birgt sogar gesundheitliche Risiken.

 

Bericht und Fotos: © Raymund Fobes