Spannend: Wie ist Gott nun wirklich?


Ein versierter Redner: Pater Christoph Kreitmeir zog die Anwesenden in seinen Bann und signierte anschließend Bücher.


REDNITZHEMBACH (vs) – Vor jeder heiligen Messe bittet Pater Christoph Kreitmeir die Ministranten in der Sakristei um zwei Minuten der Stille. Wenn er in der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen oftmals vor mehreren hundert Gläubigen predigen muss, dann stelle sich für ihn jedes Mal die Frage: „Kann ich allen gerecht werden?“ Schon deshalb ist der Gottesmann vorsichtig, wenn es um Gottesbilder geht. Zuviel Unheil habe man damit in früheren Jahrhunderten angerichtet. Am 16. Juni 2016 sprach er auf Einladung der Katholischen Erwachsenenbildung im Pfarrsaal Rednitzhembach.

Anschließende Geschenkübergabe von Waltraud Westhoven (Erwachsenenbildung Landkreis Roth) an P. Christoph und Ingeborg Hamisch
Anschließende Geschenkübergabe von Waltraud Westhoven (Erwachsenenbildung Landkreis Roth) an P. Christoph und Ingeborg Hamisch

Für Pater Christoph Kreitmeir war es eine Premiere: Seit rund zehn Jahren hält er Vorträge in verschiedenen Gemeinden und Gremien, aber zum ersten Mal genehmigte er sich ein Bier anstelle des obligatorischen Wassers. Das Thema war schwierig und erheiternd, belastend und befreiend zugleich: „Gott ist anders, als wir denken - Belastende und heilende Zugänge zum christlichen Glauben“.

 

Kreitmeir ist leidenschaftlicher Franziskaner, kompetenter Sozialpädagoge, psycho-spiritueller Berater und versierter Redner in einer Person. Er hat viele Jahre lang Obdachlose betreut, kennt die Sorgen von Menschen, die aus psychischen und physischen Gründen dringend Hilfe brauchen. Lang ist die Liste belastender Zugänge zum christlichen Glauben, die der Pater aufzählt. Fast konnte man den Eindruck gewinnen, die katholische Kirche wäre ehemals eine Folterinstanz gewesen und hätte bis vor dem zweiten Vatikanischen Konzil nur ein Ziel verfolgt: die Gläubigen mit einem pedantischen, strafenden, ungerechten und grausamen Gott einzuschüchtern, niederzudrücken und zu disziplinieren. Doch Christoph Kreitmeir wendet sich im Gegenzug auch gegen die moderne Auffassung eines Kuschelgottes, der für jeden und für alles Verständnis hat. Der Sehnsucht nach Spiritualität vieler Menschen stellt Kreitmeir die wachsende Zahl jener gegenüber, die meinen, ohne Gott leben zu können und trotz einem immer Mehr an Arbeit, Prestige, Geld, Macht und Einfluss an einer inneren Leere zu ersticken. 

Großer Andrang am Geschenketisch, den Ingeborg Hamisch für die Syrienhilfe aufgebaut hat
Großer Andrang am Geschenketisch, den Ingeborg Hamisch für die Syrienhilfe aufgebaut hat

Ein richtig verstandenes Gottesbild, so der Referent, beginne mit der Erkenntnis, dass ich als Geschöpf vom ewigen Vater geliebt werde, ohne mir diese Liebe verdienen zu müssen. Wer dies verinnerliche, der könne eine Beziehung zu Gott und zu den Mitmenschen aufbauen, die durch Vertrauen, Wärme und inneren Frieden geprägt sei. Kreitmeir empfahl dazu unter anderem das Buch „Ruhegebet“ von Pfarrer Dr. Peter Dyckhoff.

 

"Ein richtig verstandenes Gottesbild beginnt mit der Erkenntnis, dass ich als Geschöpf vom ewigen Vater geliebt werde."

 

Pater Christoph Kreitmeir hatte viele positive Anregungen im Umgang mit der Frage, wer und wie Gott wirklich ist. Tatsache bleibt, dass die Gottesvorstellungen des Alten und des Neuen Testamentes von jedem Gläubigen persönlich nachvollzogen werden müssen. Jesus von Nazareth brachte eine Vorstellung von einem barmherzigen Gott, wie sie heute immer mehr erkannt und gelebt wird.

 

Im Anschluss an den Vortrag stellte Christoph Kreitmeir das Projekt „Syrienhilfe“ der Franziskaner von Vierzehnheiligen vor. Es wird privat unter anderem auch von Ingeborg Hamisch unterstützt, die Taschen, Accessoires und Deko-Artikel in Handarbeit fertigt und verkauft. Der gesamte Erlös ist für das Syrienprojekt bestimmt. Mit dem Geld unterstützen Franziskaner in Syrien notleidende Menschen mit Lebensmitteln, Kleidung, Medikamenten und sauberem Wasser.


Bericht und Fotos: Victor Schlampp (leicht verändert), Redaktion MarktSpiegel