Für einen lebendigen Glauben

Pater Christoph Kreitmeir predigte in Dietfurt über den Glauben:

Warum man ihn braucht – und wie man ihn pflegt.


Für Pater Christoph ist Sehnsucht eine Triebfeder des christlichen Glaubens. Foto: Grad
Für Pater Christoph ist Sehnsucht eine Triebfeder des christlichen Glaubens. Foto: Grad

Dietfurt. Beinahe überfüllt war die Klosterkirche in der Klostergasse 8 in Dietfurt diesmal bei der Ölbergandacht. Neben den vielen Einheimischen waren der Katholische Frauenbund aus Bad Kötzting, der Seniorenkreis Hörmannsdorf und Bewohner der Holnsteiner Regens-Wagner-Stiftung gekommen.

 

Seit 1680 bringen die Franziskaner mit dem Ölbergspiel auf lebendige Weise den Menschen den Glauben nahe, der in der Bibel mit einem „Schatz im Acker“ oder mit einer „Perle“ verglichen wird, wie Prediger Christoph Kreitmeir sagte. Eindrucksvoll taten dies erneut Organist, Dietfurter Männerchor, Engeldarsteller Paul Seßler und Christussänger Karl Mayerhöfer.

 

Der Franziskanerpater aus Vierzehnheiligen hat bei den Menschen auch eine zunehmende Sehnsucht nach Spiritualität ausgemacht. Dabei gelte es, selbst Gott zu finden und mit denen zu reden, die andere Wege gehen. Pater Kreitmeir erzählte, ihn habe ein Erlebnis geprägt. Ein Betrunkener habe ihn gefragt, ob er an Gott glaube. Der Pater habe bejaht. „Mensch, hast du es gut!“, habe der andere gesagt – müde, kaputt, ohne Hoffnung.

 

Viele spätmoderne Menschen hätten alles und verspürten doch Verzweiflung, Gottesverlust, Gleichgültigkeit. Sie würden nur Ironie, Sarkasmus und Skepsis für den Glauben aufbringen. Franz von Assisi habe alles gehabt – aber auch die Leere und Sehnsucht nach Gott gespürt.

 

Diese Sehnsucht sei „Triebfeder, Magnet, ein roter Faden.
Sie kann zu Gott führen“.

 

Für Pater Anselm Grün gehöre zu Glaube, Hoffnung und Liebe unbedingt die Spiritualität dazu. Sie bringe die Seele in Schwingung: „Ich bin nicht allein. Jemand geht mit mir, trägt mich, dem kann ich alles sagen. Gott ist es, ich muss ihm in meinem Herzen einen Platz anbieten, einen Platz freiräumen.“ Wir seien unterwegs auf vielen Straßen zu unseren Zielen. Wir bräuchten auch innere Wege zu Frieden und Geborgenheit, zu uns selbst, zu Gott. Sehnsucht seien Gedanken, Träume, Räume, Einfallstor Gottes, Neues breche auf.

 

„Wir können Zwiesprache halten mit der Sehnsucht, wenn wir uns auf einen Ort mit Lebens- und Gottesenergie zurückziehen und uns sammeln“, sagte Kreitmeir. Die Sehnsucht zeige sich in Bildern, das mit der größten Anziehungskraft könne uns etwas sagen, es spreche zu uns. Die Sehnsucht gebe innere Stabilität, Geborgenheit. Es handle sich nicht um Weltflucht, sondern um das Spüren der eigenen Tiefe. Man könne Gott spüren, zum Beispiel auch durch das Ölbergspiel.

 

Der Glaube werde in 20 Jahren anders aussehen. „Wir werden noch einiges an Scherben erleben“, sagte Pater Kreitmeir – aber er habe keine Angst. Mit dem Ölbergspiel und den modernen Meditationen werde der Glaube lebendig bleiben.

 

Artikel aus der Mittelbayerischen Zeitung vom 13.03.2015 (ugr)