Franziskanerpater Christoph Kreitmeir lädt ein zum Warten und Geduldigsein


P. Christoph hielt am 11.11.2014 einen Vortrag zum Thema "Geduld und Warten lernen" in der Adam-Riese-Halle in Bad Staffelstein
P. Christoph hielt am 11.11.2014 einen Vortrag zum Thema "Geduld und Warten lernen" in der Adam-Riese-Halle in Bad Staffelstein

Bad Staffelstein — Vom Propheten im eigenen Lande weiß man, dass er nichts gilt. Pater Christoph ist so ein Prophet, jedoch schafft er es, Gehör zu finden. Am Dienstag Abend bei 300 Personen in der Adam-Riese-Halle. Ein Abend zwischen dem Anschein einer Verkaufsshow und tiefen Wahrheiten.


 

„Geduld und warten lernen“ – darum ging es, darum hatte der Franziskanerpater seine Gedanken angestrengt und zu einem Vortrag geformt. Geduld und die Fähigkeit zum Warten scheinen Auslaufmodelle der heutigen Zeit. Immer schnellere Datenautobahnen und Reisemöglichkeiten stellen den Sinn des Wartens infrage.

 

Generation Smartphone auch da

 

Und gerade darum war der Vortrag aktueller denn je. So fanden sich neben tradierten Pater-Christoph-Fans durchaus auch einige Vertreter der Generation Smartphone ein, um Gereimtheiten zu hören. Die von Hermann Hesse zum Beispiel, wonach die Geduld das einzige sei, was es zu lernen lohne. Aber dieser Satz war Anfang und Ende des Vortrags und zwischen den beiden Polen arbeitete der Franziskaner wie immer unterhaltsam und letztendlich pointiert erhellend an der Beweisführung. Unterhaltsam unter anderem darum, weil er genau wusste, wen er so vor sich hatte und in welchen selbstgefertigten Ketten dieser Jemand steht. „Sie werden genauso rumrödeln wie jedes Jahr“, unterstellte er seinem Publikum im Umgang mit der anstehenden besinnlichen Zeit verschmitzt.

 

Immer wieder verwies der Franziskaner im Zusammenhang mit seinem Thema auch auf seine beiden aktuellen Bücher. Und auch diesmal erhielten Besucher gegen Ende des Abends die Gelegenheit zum Erwerb. Das ist bei ihm aus mehreren Gründen nicht ehrenrührig und auch die Vielzahl der Gedanken, ihre jeweiligen Fundamente und Folgerungen, sie alle wären in einem Vortrag von 80 Minuten ohnehin nicht alle unterzubringen gewesen.

 

Immer wieder eine Stärke des Vortragenden sind seine Bezugnahmen auf das wirkliche Leben. Dann, wenn er von der eigenen Ungeduld erzählt, von der Ungeduld seiner Mitbrüder im Falle eines langsamen Internets und der unverdienbaren Gewöhnung an manche Erleichterungen. Selbst er verspüre manchmal den Drang, „alles hinzuschmeißen und auszusteigen“, tue es aber nicht, denn Geduld habe mehr mit dem zu tun, was veränderbar, als mit dem, was missraten ist.

 

„Therapie von ganz oben“

 

Das Leben, so der 52-Jährige, sei auch „ein Wartezimmer“, in dem die Zeit zwischen den Ereignissen wertvoll ist. So brach er sogar eine Lanze für den derzeit umstrittenen Claus Weselsky, den Vorsitzenden der GDL. „Diese Typen schaffen es, dass unser Volk kreativ (...) warten lernt. Die machen Therapie von ganz oben.“ Missionierend war Pater Christoph auch diesmal nicht. Er hielt vielen Religionen etwas zugute. Das ist nicht unbedingt katholisch, aber eine Form von langem Atem, denn wenn man zum Christentum fände, das wäre schon „der Clou“.


Es gelte, den Augenblick wahrzunehmen, das Dulden zu beleben. Mit einem Buch in der Mittagspause, einem kurzen Gebet für sich oder den Frieden der Welt, einem genauen Blick für das Betrachtenswerte, das ohnehin da ist, ob man nun ungeduldig ist oder nicht. Sympathische-praktische Lebenshilfe von einem, der’s besser wissen muss.

 

(Artikel von Markus Häggberg vom 13.11.2014 im Obermain Tagblatt)