Engel, unsere „Zwillinge“


Pater Kreitmeir spricht in der Advend Hüddn über die „unsichtbaren Begleiter des Lebens“

 

LICHTENFELS - Jetzt in der Adventszeit sind Engel in vielfältigen Ausführungen zu finden. Als goldglänzender Rauschgoldengel in den Kaufhäusern, als niedliche Figuren auf den Adventsgestecken, sogar als Namensgeber für ein Islandtief müssen Engel herhalten. Auch wenn ein Mensch einen anderen etwas unerwartet Gutes tut, wird er bisweilen als Engel bezeichnet. Stellt sich die Frage, gibt es Engel wirklich? Immerhin glauben zwei Drittel der Deutschen an die Existenz von Engeln. „Engel sind die unsichtbaren Begleiter unseres Lebens“, sagt Pater Christoph Kreitmeir. Wesen, die den Menschen von der Geburt bis über den Tod hinaus begleiten. „Sie sind“, so der Franziskanerpater „unsere Zwillingsbrüder und -schwestern.“

 

Himmlisches Thema: In der Advend Hüddn sprach Pater Christoph Kreitmeir über „Engel auf unseren Weg durch die Adventszeit“.
Himmlisches Thema: In der Advend Hüddn sprach Pater Christoph Kreitmeir über „Engel auf unseren Weg durch die Adventszeit“

Normalerweise hält Pater Kreitmeir seine Vorträge in festen Räumen, in Vortragssälen und Stadthallen. Am Dienstagabend war er zum ersten Mal in der Advend-Hüddn auf dem Lichtenfelser Marktplatz zu Gast. Sein Thema: „Engel auf unseren Weg durch die Adventszeit.“

 

Gut 70 Besucher waren am Thema interessiert. Engel gibt es in allen Religionen, erklärt Pater Christoph. Ein Engel kam zu Maria und verkündete die Geburt ihres Sohnes. Ein Engel kam auch zu Josef als dieser merkte, dass Maria schwanger war. Schließlich verkündeten die himmlischen Heerscharen den Hirten auf den Feldern von der Geburt des Herrn. Auch im sakralen Raum sind die himmlischen Boten zu finden. Gerade in den Kirchen im süddeutschen Raum wird man Regionen von Engel finden, sagt Pater Christoph. Vor allem in der Barockzeit haben sie eine besondere Magie in den kirchlichen Raum gebracht. Heute sind sie aus Barockkirchen nicht mehr wegzudenken.


In späteren Jahrhunderten verschwanden die Engel, erst die Esoterik habe sie wieder zurückgebracht. „Noch vor 40 Jahren wurde ein Theologe belächelt, der an Engel glaubte“, berichtet Kreitmeir. Engel sind Botschafter einer anderen, tieferen Wirklichkeit. Sie bringen den Menschen Nähe, Geborgenheit und Freude. Tut der Mensch Böses, zieht sich auch sein Engel zurück und weint. Und wer in Kommunikation mit seinem Engel ist, wird auch kein Gefühl von Einsamkeit erfahren. Die Kehrseite der Medaille bildet der Esoterik-Bereich, dort werden sie fast wie Götter verehrt und nicht wie im christlichen Glauben als Boten Gottes. Mit Engel schienen die Nazigrößen offenbar nicht viel Kontakt zu haben, die waren so Kreitmeir, alle Anhänger von okkulten Religionen.

 

Pater Kreitmeir lässt gerne auch persönliche Erfahrungen in seine Vorträge einfließen. Von einem Betrunkenen wurde er einmal spontan gefragt, ob er an Gott glaube. Als er die Frage bejahte, machte der Franziskanerpater sich auf eine lange Diskussion nach dem warum und weshalb gefasst.


„Du hast es gut“, meinte der Betrunkene. Dem konnte der Pater nicht widersprechen. Wer an Gott glaubt, habe es wirklich gut. Gut schienen es die Besucher seines Vortrags zu haben. In der vorweihnachtlichen Hektik schien die Advend-Hüddn so etwas wie ein Gegenpol zu sein. Ein Ort der Ruhe und Besinnung. Initiator Uwe Held vom Eiscafé am Markt will die Hüddn nicht nur als Partyzelt sehen, sondern auch etwas Besinnliches anbieten. „Der Vortrag war eine Bereicherung“, lautet sein Fazit.

 

Als psycho-spiritueller Berater, Sozialpädagoge, Theologe und Seelsorger in Vierzehnheiligen kann Pater Kreitmeir auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Im Verlauf der Recherche zu seinen Büchern hat er erkannt, dass es so etwas wie eine Gesetzmäßigkeit gibt. „Was wir geben, bekommen wir auch zurück“. Sein Rat an diesem Abend:

 

Die drei großen Engel Michael, Gabriel und Raphael mit ins Leben zu nehmen, dann habe man Gottes Kraft, Stärke und Nähe.

 


(Artikel von Gerda Völk vom Obermain Tagblatt am 18.12.2014)