Engel kann man nicht anfassen...


Franziskanerpater Christoph Kreitmeir ist davon überzeugt, dass den Menschen unsichtbare Helfer zur Seite stehen.


Franziskanerpater Christoph Kreitmeir sprach in Bad Staffelstein über Engel und ihren Umgang mit Menschen
Franziskanerpater Christoph Kreitmeir sprach in Bad Staffelstein über Engel und ihren Umgang mit Menschen

Bad Staffelstein - „Da muss ich einen Schutzengel gehabt haben.“ Sätze wie diese hört man immer wieder, wenn Menschen einen schweren Unfall unverletzt oder eine Notsituation unbeschadet überstanden haben. Das kann doch kein Zufall sein, denken sich die Betroffenen. Ist es auch nicht, so die feste Überzeugung von Christoph Kreitmeir. Über 360 Zuhörer beim Vortrag des Franziskanerpaters unter dem Titel „Engel – Helfer und Begleiter auf unserem Lebensweg“ sind ein Beleg, dass das Thema auch und gerade in der heutigen Zeit die Menschen bewegt.

 

Wer glaubt,

 

dass diese reale

 

Welt die einzige ist,

 

der täuscht sich.

(Christoph Kreitmeir)

 

 

„Über die rein rationale Ebene werden wir keinen Zugang zu den Engeln finden. Deshalb wird es heute auch immer wieder meditativ“, meinte Kreitmeir. Er lud dazu ein, zur Ruhe zu kommen. Der Pater spielte entspannende Musik ab und las Texte über uns beistehende Himmelswesen, so etwa das Gedicht „Spürst du den Lufthauch?“ von Kai König. „Der Mensch kann seinen Schutzengel auch überhören. In unserer lauten Welt besteht nur die Möglichkeit, Engel zu spüren, wenn wir in die Stille gehen“, betonte Kreitmeir. Im weltlichen Hier und Jetzt leben und dennoch Zugang zum eigenen Engel finden – das schließe sich nicht aus, meint Kreitmeir. „Wer mich kennt, weiß, dass ich kein Traumtänzer bin. Aber ich habe gelernt, Herz und Ratio zusammenzubringen.“

 

Interessiert lauschte das Publikum, als Kreitmeir berichtete, wie er selbst einmal das Glück hatte, seinem Engel zu begegnen. „Dafür bin ich unendlich dankbar. Ich glaube nicht nur, dass mich mein Engel behütet – ich weiß es.“

 

23 Millionen Atheisten gibt es mittlerweile in Deutschland, Tendenz steigend. Vor diesem Hintergrund berief Kreitmeir sich auf einen aus seiner Sicht wichtigen und die Bedeutung der Gottesboten herausstellen den Aspekt aus dem Buch „Gottes Engel brauchen keine Flügel“ von Claus Westermann: „Engel überbrücken die Gottes-ferne der Moderne.“

 

Natürlich seien Engel keine Wesen mit Flügeln aus weißen Federn. Doch in der Kunst müssen sie halt – wobei sich Kreitmeir ausdrücklich distanzierte vom „Engel-Kitsch“ – irgend-wie dargestellt werden. Der Franziskaner nannte als schönes Beispiel für gelungene Kirchenkunst Marc Chagall, der – unter anderem auf Fenstern der Mainzer Stephanskirche – den Himmelsboten künstlerisch ein Gesicht gab.

 

Auch Musiker widmen sich dem Thema Engel. Wärmstens ans Herz legte Kreitmeir den Zuhörern die Oper „Hänsel und Gretel“, die er als Zwölfjähriger erstmals gehört habe. Wieder schlossen die Zuhörer die Augen, als Kreitmeir das Lied „Abendsegen“ von Engelbert Humperdinck abspielte, mit dessen Zeilen symbolisiert wird, wie sich Hänsel und Gretel die ihnen in der Not beistehenden 14 Engel vorstellen. Engel kann man nicht anfassen, nicht sehen. Doch das sei kein Argument, betonte Kreitmeir. Auch die Ultraschalllaute von Fledermäusen oder die Infraschalllaute von Walen könnten Menschen nicht hören.

Artikel und Foto von Mario Deller aus dem Fränkischen Tag vom 19.11.2015