Engel als Helfer auf dem Lebensweg


Letzter Vortrag von Franziskanerpater Christoph Kreitmeir in Lichtenfels

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Engel als Helfer auf dem Lebensweg - Vortrag Lichtenfels
Riesengroß war das Interesse am letzten Vortrag von Pater Christoph Kreitmeir in Lichtenfels, der nach Fulda berufen wurde

Auch wenn Pater Christoph Kreitmeir schon seit 14 Tagen an seiner neuen Wirkungsstätte in Fulda weilt, so konnte er bei seinem letzten Vortrag in Lichtenfels, der vom Kneipp-Verein veranstaltet wurde, hautnah seine Beliebtheit spüren. Selten dürfte es vorkommen, dass bei einem Vortrag die Bestuhlung nicht annähernd ausreicht und viele Leute im Saal und im Vorraum mit einem Stehplatz Vorlieb nehmen mussten, wie dies am Mittwoch in der ehemaligen Synagoge geschah.

Unüberschaubare Vielfalt

Vortrag Lichtenfels Engel
Die Stühle reichten nicht aus, so groß war der Andrang

Bilder von Engeln seien uns in einer überwältigenden Fülle und kaum zu überschauenden Vielfalt überliefert, betonte der Pater einleitend. Engel erscheinen als geflügelte Lichtgestalten von überirdischer Zartheit und Schönheit, als mächtige Wesen, die in unsere Welt einbrechen und alles erzittern machen, als hilfreiche Mächte, die bedrohten Menschen beistehen und als Boten, die eine hoffnungsvolle Kunde auszurichten haben. Schon das Wort „Engel“ sei bezeichnend. Abgeleitet vom lateinischen „angelus“ bedeute es Bote, Botschafter und Verkünder. Letztendlich entspreche es der Aufgabe, Bote Gottes zu sein und – wie es ein Schriftsteller formulierte – den Auftrag, die Gottesferne zu überbrücken.

 

Engel stehen denen bei, die nach Gott fragen, schützen sie und überbringen Botschaften von Gott. Engel gehören sozusagen zu Gottes „Team“. Gott schicke seine Engel aus, um Menschen zu stärken, sie aufzurichten, sie zu begleiten, ihnen eine Botschaft mitzuteilen.

 

In den biblischen Erzählungen ließen sich die Menschen von der Botschaft und dem Auftrag Gottes berühren. Heutzutage müssten die Engel für vieles herhalten. Sie seien gleichsam zu Platzhaltern der Sehnsucht geworden. Ihre Flügel wirkten wie große Plakatwände, auf denen jeder seine eigenen Deutungen einschreibt, meinte der Franziskaner.

Gegenpol zur Alltagswelt

„Menschen brauchen aber heute mehr denn je einen Gegenpol zur nüchternen Alltagswelt, zur sozialen Kälte in unserer Gesellschaft“, so Kreitmeir. Doch kaum jemand traue sich, zu seinen spirituellen Bedürfnissen und Sehnsüchten zu stehen. Dennoch wachse das Interesse an Engeln. „Der Reichtum und die Weisheit der alten Religionen kehren im zunehmenden Engelglauben in unsere Zeit zurück“, machte der Geistliche deutlich.

 

Engel seien als himmlische Helfer bekannt und beliebt. Gemeint sei dabei vor allem ein ganz besonderer Engel, nämlich der Schutzengel, der sich in ganz alltäglichen Situationen zeige und beweise. Viele kritische Situationen, die Menschen glücklich überstehen, würden geradezu sprichwörtlich dem „Schutzengel“ zugeschrieben und sehr oft seien es Kinder, die diesen Schutzengel beanspruchen. Engel seien aber mehr als Schutzengel, als eine Art göttlicher Begleiter unseres Lebens. Es seien von Gott geschaffene Wesen einer geistigen immateriellen Dimension. Engel hätten auch von jeher Künstler, Komponisten und Schriftsteller inspiriert, erläuterte Pater Christoph. Ein musikalisches Meisterwerk sei etwa die 19. Kantate von Johann Sebastian Bach, die den Kampf des Erzengels Michael gegen die gefallenen Engel unter Satan als ihrem Anführer beinhaltet.

 

Auf unzähligen Bildern seien Engel dargestellt worden. So hob er vor allem den französischen Maler Marc Chagall hervor, der biblische Motive bevorzugte und die eindrucksvollen Buntglasfenster der Kirche St. Stephan in Mainz schuf, auf denen sich scheinbar schwerelos Engel und andere biblische Gestalten bewegen.

 

 

„Der Reichtum und die Weisheit der alten Religionen kehren im zunehmenden Engelglauben in unsere Zeit zurück.“

Pater Christoph

 

 

Der Referent ging auch auf die bekannte Oper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck ein, in der die beiden verängstigten Kinder, die sich im Wald verirrt hatten, voller Zuversicht ihren „Abendsegen“ beteten und auf den Schutz der Engel vertrauten (Abends, will ich schlafen gehn, 14 Englein um mich stehn). Auch zahlreiche Dichter hätten sich des Engelthemas angenommen, indem sie Grenzsituationen des Lebens beschrieben. Zum Schluss trug er das ergreifende Gedicht „Von guten Mächten“ des evangelischen Theologen und NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer vor, in dem trotz seiner verzweifelten Lage sein grenzenloses Gottvertrauen zum Ausdruck kam.

Über 400 Vorträge gehalten

Pater Christoph schrieb während der elf Jahre, in denen er in Vierzehnheiligen wirkte, nicht nur mehrere Bücher, sondern hielt sage und schreibe über 400 Vorträge zu 43 Themen in meist immer vollen Veranstaltungssälen. Gerade bei seinem letzten Auftritt ließen ihm die Zuhörer spüren, mit welchem Interesse, mit welcher Aufmerksamkeit sie den Worten des Redners und der Thematik seines Vortrages folgten. Viele Besucher ließen es sich nicht nehmen, sich persönlich von Pater Christoph zu verabschieden oder nahmen die Gelegenheit wahr, sich eines seiner Bücher vom Autor persönlich signieren zu lassen.


Artikel und Fotos: Alfred Thieret; erschienen am 20.10.2016 im Obermain-Tagblatt