An meinen Schutzengel


Den Namen weiß ich nicht. Doch du bist einer der Engel aus dem himmlischen Quartett, das einstmals, als ich kleiner war und reiner,

allnächtlich Wache hielt an meinem Bett.

 

Wie du auch heißt - seit vielen Jahren schon hältst du die Schwingen über mich gebreitet und hast,

der Toren guter Schutzpatron,

durch Wasser und durch Feuer mich geleitet.

 

Du halfst dem Taugenichts, als er zu spät das Einmaleins der Lebensschule lernte.

Und meine Saat, mit Bangen angesät,

ging auf und wurde unverhofft zur Ernte.

 

Seit Langem bin ich tief in deiner Schuld.

Verzeih mir noch die eine - letzte - Bitte:

Erstrecke deine himmlische Geduld

auch auf mein Kind und lenke seine Schritte.

 

Er ist mein Sohn. Das heißt: Er ist gefährdet.

Sei um ihn tags, behüte seinen Schlaf.

Und füg es, dass mein liebes schwarzes Schaf sich dann und wann ein wenig weiß gebärdet.

 

Gib du dem kleinen Träumer das Geleit.

Hilf ihm vor Gott und vor der Welt bestehen.

Und bleibt dir dann noch etwas freie Zeit,

magst du bei mir auch nach dem Rechten sehen.

 

(Mascha Kaleko)