(Lesung: Jes 60, 1-6; Evangelium: Mt 2, 1-11)
Was zeichnet die sog. Heiligen Drei Könige, die auch Sterndeuter oder Magier genannt werden, eigentlich aus, so frage ich mich?
Sie kamen aus fernsten Ländern. Sie gehörten nicht zum erwählten Volk Israel. Offensichtlich aber verstanden sie es, die Zeichen der Zeit zu deuten. Und das hielt sie beweglich und lebendig.
Die Geschichte dieser besonderen Sucher mit besonderen Gaben wird nur beim Evangelisten Matthäus berichtet. Matthäus ist Theologe, er sieht hinter die Dinge, hinter die Geschehnisse und will den gläubigen Christen DIES mitteilen:
Gott offenbart sich in diesem Kind Jesus als Zeichen Seiner Nähe zu uns Menschen, zu allen Menschen. Wenn die Vorgesehenen – die Schriftgelehrten und v.a. König Herodes - nicht wollen, dann sucht Gott einen neuen Weg!
Mit dem Stern, einem von ihm geschaffenen Zeichen, führt Gott Menschen souverän und zielstrebig zu diesem Kind. Das geht aber nur mit solchen Menschen, die offen sind für Gottes Wort und seine Verheißung. Das geht nur mit solchen Menschen, die sich von seinen Zeichen der Zeit auf den Weg bringen lassen, die beweglich sind.
Die Sterndeuter aus dem Osten sind Symbolgestalten für Menschen, die sich von Gott bewegen lassen. Weil die Sterndeuter sich bewegt haben, kamen sie zum Kind. Weil sie sich auf die Suche machten, fanden sie Gott. Hier bewahrheitet sich wieder einmal ein alter Satz der Spiritualität: „Wenn Du Dich wirklich auf die Suche machst, dann kommt Dir das Gesuchte entgegen.“
Sie machten sich nicht nur selbst auf den Weg, sondern sie brachten dem ersehnten neuen Königskind besondere Gaben mit: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Diese drei Gaben besitzen nicht nur einen hohen materiellen Wert, sondern waren und sind wichtige Bestandteile einer ganzheitlichen Medizin (siehe auch Brigitte Hamann, Gold, Weihrauch und Myrrhe. Die größten Heilschätze des Altertums, Rottenburg 2013 – Eine tiefere symbolische und spirituell-theologisch Ausdeutung von Gold, Weihrauch und Myrrhe kann man hier finden: https://www.heilige-dreikoenige.de/de/symbolik/gold-weihrauch-myrrhe.html) :
Gold, Weihrauch und Myrrhe haben die Fähigkeit, den Menschen als Ganzes heil werden zu lassen. Sie berühren Körper, Seele und Geist, schützen diese vor negativen Einflüssen und Erkrankungen und helfen dem Menschen, ganz Mensch werden zu können.
Die Weisen aus dem Morgenland kannten die Fähigkeiten dieser wertvollen Gaben und schenkten diese dem göttlichen Königskind. Dadurch wurden sie selbst neu beschenkt, denn offensichtlich hat sie die Reise zum Kind und die Begegnung mit ihm sehr positiv verändert und bewegt: Sie wurden „von sehr großer Freude erfüllt“, so heißt es im Evangelium.
Und nach dieser Begegnung gingen sie viel begeisterter weg, als sie gekommen waren. Sie zogen „auf einem anderen Weg heim in ihr Land“, um schädlichen Einflüssen und Bedrohungen auszuweichen und die frohe Botschaft durch Wort und Tat zurück nach Hause zu bringen.
Die Voraussetzungen, um Gott wie die Sterndeuter damals heute erfahren zu können, sind also:
Herodes und andere festgefahrene Menschen warten immer noch und leben in ihrer Leere ... Und sie werden nicht finden, denn sie machen sich nicht auf den Weg zu sich selbst ... und zu Gott. Sie vertrauen nur Festgefügtem und nicht der Führung Gottes, die auch heute noch wirkt, wie folgende Worte zeigen:
Gespräch am Dreikönigstag
Sterndeuter wollen wir sein
den richtigen Weg finden
die eine Wahrheit suchen -
rein wie Gold
das Gebet finden -
heilsam wie Weihrauch
bittere Myrrhe des Leidens
in Tränen verwandeln
ankommen wollen wir
im Geheimnis des Lebens.
(Aus: Ilse Pauls: Worte am Weg. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, Stolzalpe 2013)