Negativem Kopfkino rote Karte zeigen

Franziskanerpater Christoph Kreitmeir gab Zuhörern in Bad Staffelstein am 21.03.2016 „Rezepte gegen das Sorgen“ an die Hand


P. Christoph über das Thema Sorgen, Bad Staffelstein
P. Christoph zeigte eine lustige Postkarte mit ernstem Hintergrund: „Wer ständig über seinen Sorgen brütet, dem schlüpfen sie auch aus.“ Man nennt es auch selbsterfüllende Prophezeiung.

„Ich zähle täglich meine Sorgen“ – was im Schlagerlied des unvergessenen Peter Alexander so unbeschwert und leicht daher kommt, ist für viele Menschen heute ein handfestes psychisches Problem. Über alles Mögliche zerbrechen wir uns den Kopf, grübeln stundenlang. Das ständige Sich-Sorgen raubt uns die Energie, macht viele sogar richtig krank. „Das muss nicht sein“, ist Pater Christoph Kreitmeir überzeugt. In der Adam-Riese-Halle vermittelte der Franziskaner 280 Zuhörern Herangehensweisen, wie man dem negativen Gedankenkarussell Einhalt gebieten und so wieder zu mehr Lebensqualität finden kann. 280 Zuhörer verfolgten seinen lebensnahen wie einfühlsamen Vortrag „Rezepte gegen das Sorgen“.

 

Humor ist oft ein gutes Mittel, um auf ein ernstes und unpopuläres Thema wie dieses einzuleiten. P. Christoph hielt eine lustige Postkarte hoch, die eine Henne zeigt und dazu den Spruch: „Wer ständig über seine Sorgen brütet, dem schlüpfen sie auch aus.“

 

Bei seiner Arbeit als Seelsorger und psychospiritueller Lebensberater hat P. Christoph Kreitmeir viele Menschen kennengelernt, bei denen das Grübeln, die ständige Angst vor der Zukunft eine schlimme Eigendynamik angenommen hat. Die gedankliche Schwarzmalerei macht krank, raubt die Kraft und lässt blind werden für die schönen Seiten des Lebens. „Durch das ständige negative Kopfkino versauen Sie sich ihr Leben“, fand er deutliche Worte. „Geht es ihnen nicht auch so?“, fragt er die Zuhörer, darunter auch Bürgermeister Jürgen Kohmann mit seiner Gattin. Viele nicken schüchtern, angesprochen fühlen sich wohl fast alle. Dass Kreitmeirs Vortrag wieder eine prächtige Resonanz erfuhr, liegt freilich auch an der umgänglichen, menschlichen Art des Seelsorgers – aber vielleicht auch am Thema, das uns mehr berührt, als uns lieb ist.

 

„Es ist ein Brauch von alters her – wer Sorgen hat, hat auch Likör“, lockert Pater Kreitmeir den Vortrag mit dem bekannten Zitat aus der „Frommen Helene“ von Wilhelm Busch auf – um freilich im selben Atemzug hinterher zu schieben, dass Drogen, wie Alkohol oder Tabletten bei negativen Gedanken keine Lösung sind, sondern im Gegenteil nur noch zu weiteren Problemen führen.

 

Zunächst ging P. Christoph auf Scheinlösungen ein, auf die viele zurückgreifen, die allerdings das Problem nicht an der Wurzel packen: Man verdrängt die Sorgen – was psychosomatische Beschwerden hervorrufen kann – oder dramatisiert sie, macht aus der Mücke einen Elefanten. „Da kommt das Kind mit einer schlechten Note nach Hause und die Mutter malt sich aus, dass das Kind sitzenbleiben könnte, dann nicht studieren kann – und am Ende auf der Straße landet“, nennt der Seelsorger aus Vierzehnheiligen als praktisches Beispiel. „Das schlimmste in solchen Fällen ist, das Kind zu verunsichern, sonst kommt es gleich mit dem nächster Sechser nach Hause“, betont er.

 

Doch wie geht man mit dem Gedankenkarussell aus Sorgen und Ängsten nun richtig um? Don’t worry, be happy? So einfach ist es freilich nicht – zumal, wie Pater Kreitmeir erläutert, nach Heidegger das Sich-Sorgen zum Wesen des Menschen gehört. Dann aber leitet der Pater zum positiven Part des Vortrags über: „Wir können das Grübeln nicht komplett abstellen, aber lernen, gut damit umzugehen.“

 

Er ging in der Folge auf verschiedene Wege aus der Sorgenfalle ein, etwa die Achtsamkeit.

 

„Wenn Sie sich wieder dabei erwischen, ins Grübeln zu geraten, sagen Sie zu diesen Gedanken „Stopp“ – und setzen Sie diesen etwas Positives entgegen, etwa mit Musik.

 

Das löst ihr Problem zwar freilich nicht über Nacht, aber mit der Zeit werden Sie wieder Regisseur Ihrer Gedanken – und darauf kommt es an.“

 

Weiterhin thematisierte er die „Poesie-Therapie“. Es tue gut, die Sorgen aufzuschreiben und zu verarbeiten.

 

P. Christoph empfahl auch, das Sorgen und Grübeln ganz bewusst auf eine hierfür reservierte Viertelstunde am Tag zu beschränken, sich dann – aber nur dann – auf einen „Sorgenstuhl“ zu setzen und sich mit den Problemen und Ängsten auseinanderzusetzen.

 

Wie in seinen früheren Vorträgen bezog der Franziskanerpater auch wieder das Publikum mit ein – dieses mit einer ungewöhnlichen Bitte: Die Zuhörer sollten einem Sitznachbarn oder Sitznachbarin 30 Sekunden lang ins Gesicht blicken. Danach fragte er in die Runde: „Haben Sie nun während dieser Zeit gedacht: Seine Nase ist ein wenig krumm – oder war es doch das Positive, was Ihnen aufgefallen ist?“, so P. Kreitmeir, der die Brücke zum Thema schlagend, anfügte: „Genauso sollten wir unsere Gedanken, was das Grübeln betrifft, auf das lenken, was gelingt und nicht auf das, was nicht gelingt.“

 

Ein wertvolles „Pfund“ beim Umgang mit dem Grübeln und Sorgen sei P. Christoph zufolge auch das Vertrauen – in sich selbst, ins Leben, für Christen aber nicht zuletzt auch das Gottvertrauen, so der Seelsorger. „All eure Sorgen werft auf ihn“, zitierte er aus einem Petrusbrief. In der Tat seien Christen eingeladen, sich hilfesuchend an Gott zu wenden „Er will uns helfen, er ist da“, so P. Kreitmeir. „Machen Sie sich zuhause doch einmal Gedanken, wie es um Ihr Vertrauen steht“, gab er den Zuhörern mit auf den Weg.

 

Der Franziskaner schloss seinen Vortrag mit einem besinnlichen Gebet, das die Thematik „Grübeln und Sorgen“ aufgriff. Das Publikum dankte dem beliebten Referenten mit herzlichem Applaus für den tollen Vortrag. Die Besucher nutzten auch die Möglichkeit, um mit P. Christoph ins Gespräch zu kommen, passende Literatur zum Thema oder Selbstgebasteltes zugunsten der Syrienhilfe der Franziskaner zu erwerben. In den Augen der Gäste spiegelte sich Nachdenklichkeit, aber auch Zuversicht. Nicht verzagen, es gibt einen Weg aus dem Gedankenkarussell.


Artikel und Foto: Mario Deller, veröffentlicht am 22.03.2016 im Obermain Tagblatt

und am 23.03.2016 im Fränkischen Tagblatt